Außenhandel

Deutsche Exporte sinken unerwartet kräftig

Der deutsche Außenhandel, sonst zuverlässiger Wachstumsbringer, wird mehr und mehr zur Belastung. Im August ist er überraschend stark eingebrochen. Und auch die Binnennachfrage schwächelt.

Deutsche Exporte sinken unerwartet kräftig

Deutsche Exporte sinken unerwartet kräftig

Rückgang doppelt so hoch wie erwartet – Importe ebenfalls geringer – Rezession wird wahrscheinlicher

ba Frankfurt

Für die deutsche Wirtschaft zeichnet sich immer stärker ein erneutes Abgleiten in die Rezession ab, nachdem der Außenhandel – normalerweise ein zuverlässiger Wachstumsbringer – im August erneut geschwächelt hat. Neben der schwachen Auslandsnachfrage, insbesondere aus den Ländern des Euroraums, bremst auch eine Reihe von Standortfaktoren das Geschäft der Exporteure. Eine Besserung noch in diesem Jahr steht angesichts der merklich eingetrübten Stimmung, die etwa die Ifo-Exporterwartungen zeigen, nicht zu erwarten.

Auch das jüngste Update des Kiel Trade Indicator deutet eine längerwierige Schwächephase an: So dürfte sich der Welthandel im September nur seitwärts bewegen, während den deutschen Exporten und Importen ein weiteres Minus vorausgesagt wird.

Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) wurden im August 2023 kalender- und saisonbereinigt Waren im Wert von 127,9 Mrd. Euro aus Deutschland exportiert. Das sind 1,2% weniger als im Monat zuvor. Ökonomen hatten allerdings nur ein Minus von 0,6% auf dem Zettel. Zudem wurde der Rückgang im Juli kräftig nach unten revidiert: Statt −0,9% vermeldet Destatis nun ein Minus von 1,9%.

Schwache Binnennachfrage

Aber auch die Binnennachfrage erwies sich als schwach, denn die Importe fielen um 0,4% auf einen Warenwert von 111,4 Mrd. Euro zurück. Ökonomen hatten mit −0,5% allerdings einen höheren Rückgang erwartet. Der Außenhandelsbilanzüberschuss engte sich daher etwas ein und liegt nun kalender- und saisonbereinigt bei 16,6 Mrd. Euro. Im Juli betrug der Saldo aus Exporten minus Importen 17,7 Mrd. Euro. Für den Vorjahresvergleich meldet Destatis einen Rückgang der Ausfuhren um 5,8%, und für die Importe ein Minus von 16,8%. "Die deutsche Außenwirtschaft befindet sich auf der schiefen Bahn", kommentierte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Exporte und auch Importe gingen im Jahresverlauf kontinuierlich zurück. "Die sonst sichere Stütze 'Außenhandel' der deutschen Wirtschaft wackelt bedenklich." Als Ursache benannte er die fehlende Auslandsnachfrage nach "Ausrüstungs- und Vorleistungsgütern Made in Germany – unseren sonstigen Exportschlagern".

Im August fielen die Exporte in die Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) um 1,5% niedriger aus als im Juli, wobei in die Länder des gemeinsamen Währungsraums 2,6% weniger exportiert wurden. Die Ausfuhren in die EU-Staaten, die nicht der Eurozone angehören, legten um 1,3% zu. In die Staaten außerhalb der EU, die sogenannten Drittstaaten, wurde 0,9% weniger exportiert. Hauptabnehmerland blieben die USA, auch wenn die Exporte von Waren im Wert von 13,3 Mrd. Euro dorthin einem Rückgang um 1,3% entsprechen. Nach China wurden mit 8,4 Mrd. Euro 1,2% mehr ausgeführt, wohingegen die Ausfuhren nach Großbritannien um 4,2% auf 6,0 Mrd. Euro fielen.

Sommerrezession steht an

Die jüngst veröffentlichten Stimmungsindikatoren wie der Einkaufsmanagerindex, aber auch die Einzelhandelsumsätze hatten bereits gezeigt, wie trübe die Aussichten derzeit für die deutsche Wirtschaft sind. Viele Ökonomen erwarten, dass die größte Euro-Wirtschaft im eben zu Ende gegangenen dritten Quartal geschrumpft ist – wie schon in den beiden Quartalen des Winterhalbjahres.

"Die Chancen auf eine Sommerrezession sind gerade gestiegen", urteilt ING-Chefökonom Carsten Brzeski. Der Handel sei "nicht mehr der starke, widerstandsfähige Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft, der er einmal war, sondern eher eine Bremse". Reibungsverluste in den Lieferketten, eine stärker fragmentierte Weltwirtschaft und die Tatsache, dass China zunehmend in der Lage ist, Waren zu produzieren, die es zuvor von Deutschland bezogen hat, belasteten die deutsche Exportwirtschaft. Die Abkühlung der weltweiten Nachfrage würde derzeit die strukturellen Probleme verschärfen, und die Abschwächung des Euro seit dem Sommer sei noch zu gering, um sich nennenswert auf die Exporte auszuwirken. DIHK-Experte Treier verweist zudem auf die Erosion der Wettbewerbsfähigkeit hierzulande. "Gestiegene Energiepreise, eine im internationalen Vergleich hohe Steuer- und Abgabenbelastung sowie eine Unmenge bürokratischer Nachweispflichten belasten das Außengeschäft."

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