Deutsche Exporteure beenden mageres Jahr
Deutsche Exporteure beenden mageres Jahr
Deutlicher Rückgang im Dezember – Importe sinken noch stärker – Auftragsmangel belastet Konjunktur
ba Frankfurt
Das Jahresende ist für die deutschen Exporteure wegen der mauen Binnennachfrage und fehlenden globalen Impulsen schwächer als erwartet ausgefallen – ebenso wie das Gesamtjahr 2023. Die Ausfuhren sind deutlich gesunken, die Importe allerdings noch kräftiger. Experten erwarten, dass auch 2024 schwierig wird, denn ohne die volatilen Großaufträge folgten die Neubestellungen einem Abwärtstrend und die Firmen bewerten ihre Auftragsbestände als gering. „Wenn keine Bestellungen reinkommen, können auf der anderen Seite auch keine Waren in den Export gegeben werden“, fasst Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, die Gemengelage zusammen. Zudem drohen neue Verwerfungen, sollten die Angriffe der Huthi-Rebellen auf Frachtschiffe im Roten Meer noch länger andauern.
Überschuss mehr als verdoppelt
2023 sanken die Exporte im Jahresvergleich um kalender- und saisonbereinigt 1,4% auf einen Warenwert von 1.562,0 Mrd. Euro. Importiert wurden Waren im Wert von 1.352,6 Mrd. Euro. Da die Einfuhren mit 9,7% binnen Jahresfrist „deutlich stärker zurückgingen als die Exporte, hat sich der Exportüberschuss gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt“, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) mit. Die Außenhandelsbilanz schloss 2023 mit einem Überschuss von 209,4 Mrd. Euro ab. Im Jahr zuvor war der Positivsaldo vor allem wegen der stark gestiegenen Importpreise für Energie auf 88,6 Mrd. Euro und damit auf den niedrigsten Wert seit dem Jahr 2000 gefallen.
„2023 war ein gebrauchtes Jahr für die deutsche Exportwirtschaft“, kommentiert DIHK-Außenwirtschaftsexpertin Carolin Herweg. „Eine geringe Nachfrage aus dem Ausland aufgrund hoher Inflationsraten und eines hohen Zinsniveaus sowie geopolitische Risiken sorgten im Dezember und auch im gesamten abgelaufenen Jahr für ein Minus bei den Warenausfuhren.“ Nach der Finanzkrise 2009 und der Coronakrise 2020 sei das aktuelle Ergebnis das schwächste seit drei Jahrzehnten.
Kräftigstes Minus seit einem Jahr
„Letztlich ist die Weltwirtschaft zu schwach, um für Dynamik zu sorgen“, analysiert Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Das Exportleuchten des Vormonats sei schon wieder erloschen. Denn im Dezember sind die deutschen Exporte kalender- und saisonbereinigt so stark wie seit einem Jahr nicht mehr gesunken, und zwar um 4,6% auf 125,3 Mrd. Euro. Im November waren die Ausfuhren mit revidiert 3,5 (zunächst: 3,8)% noch kräftig gestiegen. Ökonomen hatten zwar einen Rückgang erwartet, allerdings nur von 2,0%. Bei den Importen ging es im Dezember im Monatsvergleich um 6,7% auf 103,1 Mrd. Euro abwärts. Auch hier war es das größte Monatsminus seit Dezember 2022. Für den Jahresvergleich melden die Wiesbadener Statistiker Rückgange um 4,6% bei den Ausfuhren und von 12,4% bei den Einfuhren. Der kalender- und saisonbereinigte Außenhandelsbilanzüberschuss weitete sich im Dezember auf 22,2 Mrd. Euro aus von 20,8 Mrd. Euro im November.
China besonders schwach
Die stärksten Exportrückgänge verzeichnet Destatis Richtung China: Dorthin wurden 7,9% weniger Waren ausgeführt als im Vormonat. In die Euro-Mitgliedsländer waren es 6,0% weniger und in die USA wie in die EU-Staaten betrug das Minus 5,5%. „Dies zeigt schon, dass es auch jenseits des Atlantiks, in Fernost und auch auf dem hiesigen Kontinent in der Industrie nicht rund läuft“, kommentiert Gitzel. Der deutliche Rückgang der Importe wiederum lege „bestes Zeugnis dafür ab, dass der inländische private Verbrauch sehr schwach ist“, und zeige zugleich, dass die Industrie wenig Waren aus dem Ausland bestellte, da die Auftragsbücher dünn sind.
Auftragsmangel belastet
Wie sehr der Auftragsmangel die hiesige Konjunktur belastet, zeigt die jüngste Ifo-Umfrage: Im Januar berichteten 36,9% der Industriefirmen von fehlenden Aufträgen. Im Oktober waren es noch 36,0%, im vergangenen Dezember 20,9%. Im Dienstleistungssektor stieg der Anteil von 29,3% auf 32,1%. Während in der Industrie vor allem den energieintensiven Branchen Aufträge fehlen, sind es bei den Dienstleistern vor allem die Personalagenturen. „Der Auftragsmangel hat sich im letzten Jahr merklich verschärft. Kaum eine Branche bleibt davon verschont“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. „Zudem schmelzen die Auftragsbestände.“
Trübe Aussichten
Die Exporterwartungen der Industrie sind jedenfalls zu Jahresbeginn gering: Das entsprechende Ifo-Barometer ist im Januar um1,3 auf –8,4 Punkte gesunken. „Die deutsche Exportwirtschaft startet schlechter ins neue Jahr“, so Wohlrabe. „Die Exporteure brauchen neue Impulse.“