Im- und Exporte

Deutscher Außenhandel läuft unrund

Ohne den Absatzmarkt USA wäre es ein düsterer September für die deutsche Exportwirtschaft gewesen. Und auch so weist Destatis ein unerwartetes Ausfuhrminus aus. Bei den Importen zeigt sich gleichfalls ein trübes Bild.

Deutscher Außenhandel läuft unrund

ba Frankfurt

Die hohen Energiekosten, die anhaltende Inflation und die globale Nachfrageschwäche machen den deutschen Exporteuren schwer zu schaffen. Während der Handel mit China weiter unter der restriktiven Corona-Politik im Reich der Mitte leidet, erschweren die erneut verschärften Sanktionen gegen Russland infolge des Ukraine-Krieges den Warenverkehr mit Russland.

Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) wurden im September Waren im Wert von kalender- und saisonbereinigt 134,5 Mrd. Euro exportiert, das sind 0,5% weniger als im Monat zuvor. Ökonomen hatten ein Plus von 0,1% erwartet nach dem Zuwachs von 2,9% im August. Da die Importe um 2,3% schrumpften – es wurden Waren im Wert von 130,8 Mrd. Euro eingeführt –, weitete sich der Außenhandelsbilanzüberschuss auf 3,7 Mrd. Euro aus. Im August lag dieser noch bei 1,2 Mrd. Euro. Im Vergleich zum Vorjahr, das noch stärker von den Folgen der Corona-Pandemie geprägt war, zeigten sich die Warenflüsse wesentlich dynamischer: Binnen Jahresfrist legten die Einfuhren nach Deutschland um 20,3% zu, während die Importe um 30,7% stiegen.

Ein schwächeres Abschneiden der Exportwirtschaft hat der Warenverkehr mit den USA verhindert: Mit 14,5 Mrd. Euro blieben die Vereinigten Staaten Hauptabsatzgebiet, die Ausfuhren dorthin legten im Monatsvergleich um 5,6% zu. „Erneut erweist sich der transatlantische Handel als wichtige Stütze für den deutschen Export“, kommentierte dies der Außenhandelsverband BGA. Unterstützt haben dürfte der im Vergleich zum Dollar schwache Euro. Der Warenfluss nach China sank hingegen um 2,0%, in das Vereinigte Königreich wurden 0,3% weniger Waren geliefert und in die Russische Föderation 5,4% weniger als im Vormonat. In Drittstaaten – also Staaten außerhalb der EU – gingen insgesamt 1,0% mehr Waren „Made in Germany“ als im Vormonat. In die Mitgliedstaaten der EU wurden 1,7% weniger exportiert, wobei die Ausfuhren in Länder der Eurozone um 1,6% zurückgingen und in EU-Länder außerhalb des gemeinsamen Währungsraums stockte der Warenfluss um 1,9%.

Unmittelbar vor dem Kurztrip von Bundeskanzler Olaf Scholz betonte BGA-Hauptgeschäftsführer Antonin Finkelnburg: „Der Handel mit China als wichtigstem Handelspartner für Importe nach Deutschland, bleibt schwierig.“ Ein Ende der Null-Covid-Strategie sei nicht in Sicht. „Unvorhersehbare Lockdowns und Hafenschließungen werden zu unkalkulierbaren Risiken für die Lieferketten“, mahnte Finkelnburg. Am Mittwoch erst verhängten die Behörden einen siebentägigen Lockdown über ein Industriegebiet der Stadt Zhengzhou, in dem sich ein wichtiges Werk des Apple-Zulieferers Foxconn befindet. Die Nachrichtenagentur dpa zitiert Insider mit früheren Aussagen, denen zufolge ein Einbruch der Produktion in Zhengzhou um bis zu 30% drohe. Die Importe aus China fielen im September um 5,4%, aus den USA wurden 1,3% weniger Waren eingeführt und Russland lieferte 33,1% weniger Waren als im Vormonat.

Die Lage der deutschen Exporteure bleibt zwar schwierig, wie Ifo-Präsident Clemens Fuest erklärte, doch hat sich im Oktober die Stimmung leicht aufgehellt. „Die hohe Unsicherheit löst Zurückhaltung bei Neuaufträgen aus dem Ausland aus.“

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