Deutsches Konsumklima so schlecht wie nie
ba Frankfurt
Die deutschen Verbraucher schränken sich wegen der steigenden Lebenshaltungskosten und der Unsicherheit über die weitere gesamtwirtschaftliche Entwicklung immer stärker ein. Ebenso wie in der monatlichen GfK-Umfrage zeigt auch die Erhebung des Handelsverbandes Deutschland (HDE), dass die Konsumlaune im Oktober so schlecht ist wie nie. Laut der monatlichen HDE-Umfrage ist die Anschaffungsneigung auf ein Rekordtief gefallen. Zum Sparen bleibt allerdings auch kein Spielraum, da die Inflation an der Kaufkraft zehrt und zudem die Einkommenserwartungen drückt. Auch die Konjunkturerwartungen der Verbraucher gaben weiter nach.
Die jüngsten Ergebnisse der Umfragen von GfK und HDE deuten an, dass sich die Konsumzurückhaltung noch verschärfen wird – was die Sorgen verstärkt, dass die anstehende Rezession noch tiefer ausfallen und länger anhalten wird als ohnehin erwartet. Zuletzt hatten Ökonomen und Institutionen reihenweise die Wachstumsprognosen für die deutsche Wirtschaft gesenkt und die Inflationserwartungen nach oben geschraubt. In der vergangene Woche veröffentlichten Gemeinschaftsdiagnose der vier wichtigsten deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute wird für das laufende Jahr ein Wachstum von 1,4% erwartet. 2023 dürfte die Wirtschaft dann um 0,4% schrumpfen. Die Industrieländerorganisation OECD rechnet für die beiden Jahre mit +1,2% und −0,7%. Mit Blick auf die Inflation prognostiziert die OECD Raten von 8,4% in diesem und 7,5% im kommenden Jahr. In der Gemeinschaftsdiagnose finden sich Jahresraten von 8,4% für 2022 und 8,8% für 2023. Im September hat die Inflation die 10-Prozent-Marke geknackt und liegt nach EU-harmonisierter Berechnung (HVPI) bei 10,9%. Preistreiber sind vor allem Energie und Nahrungsmittel – diese haben sich nicht zuletzt infolge des Ukraine-Kriegs kräftig verteuert.
Schlechtes Omen
Die miese Verbraucherstimmung trifft den deutschen Einzelhandel just vor seiner sonst besten Jahreszeit: Weihnachten. Ein Großteil des Jahresumsatzes machen etwa der Schmuck- und Spielwarenhandel in den Monaten November und Dezember. „Aktuell ist Geld durchaus noch vorhanden“, heißt es aber beim HDE. Die Folgen der schlechten Stimmung für den Einzelhandelskonsum würden sich erst in den kommenden Monaten zeigen, „wenn die Verbraucher in der Breite mit hohen Nachzahlungen konfrontiert werden“. Das HDE-Konsumbarometer sank im Oktober den dritten Monat in Folge – auf das Rekordtief von nun 84,14 Punkten. „Steigende Lebenshaltungskosten und hohe Energiekosten dämpfen die Konsumlaune der Verbraucher erheblich“, kommentierte der HDE. Zudem würden die 1600 befragten Verbraucher mit zunehmenden Preissteigerungen in den kommenden Monaten rechnen, während sie Zinssteigerungen für weniger wahrscheinlich hielten.