Deutschland zurück auf Wachstumskurs
Deutschland zurück auf Wachstumskurs
Euro-BIP legt unerwartet kräftig zu − Sondereffekte verzerren
ba Frankfurt
Die deutsche Wirtschaft ist zum Jahresauftakt zwar um 0,2% gewachsen, der Rückfall in eine technische Rezession wurde vermieden. Und sie ist nicht das Schlusslicht der größten Euro-Volkswirtschaften und Bremsfaktor der Euro-Wirtschaft, die unerwartet kräftig um 0,4% zugelegt hat. Doch ist dies nicht der Auftakt zur erhofften Erholung, denn Frühindikatoren deuten nur ein sehr schwaches Wachstum für 2025 an; obendrein waren Sonderfaktoren am Werk.
So haben die in Erwartung höherer US-Einfuhrzölle vorgezogenen Bestellungen die Exporte und die Industrieproduktion im ersten Quartal gestützt. Die Anfang April am „Liberation Day“ von US-Präsident Donald Trump verkündeten reziproken Zölle und die zu erwartenden Gegenzölle − falls es zu keinen bilateralen Einigungen der USA mit der EU kommen wird − werden sich im Sommer dämpfend bemerkbar machen. Und der Schub vom Infrastrukturprogramm der neuen Bundesregierung wird erst 2026 kommen.
Laut dem Statistikamt Destatis haben höhere Investitionen und private Konsumausgaben das erwartete BIP-Plus von 0,2% zum Vorquartal gebracht. Im Schlussabschnitt 2024 war das BIP noch um 0,2% geschrumpft. Mit einem weiteren Minus-Quartal wäre die Definition einer technischen Rezession erfüllt gewesen.
Auch im Euroraum waren Sonderfaktoren am Werk, sodass Ökonomen das überraschend hohe Wachstum von 0,4% im Quartalsvergleich relativieren. Die Erwartung lag hier bei +0,2%. Denn in Frankreich und Italien führten vor allem höhere Lagerbestände zum Wachstum von 0,1% bzw. 0,3%. Kehrt sich der Trend um, wird die Produktion gedrosselt. Die irischen Daten erweisen sich weiter als sehr volatil, diesmal werden +3,2% gemeldet. Bliebe Irland unberücksichtigt, ergibt sich für den Euroraum ein Wachstum von 0,3%. Spanien bleibt Wachstumslokomotive, auch wenn sich das Tempo leicht auf 0,6% verlangsamt hat.
Während die rückläufige Inflation und die EZB-Zinssenkungen für weiteren Schwung − auch am schwächelnden Bau − sorgen dürften, haben sich die Aussichten vor allem wegen der Zollthematik deutlich eingetrübt. Die hohe Unsicherheit wird sich bereits im laufenden Quartal bemerkbar machen. Vor allem in der exportorientierten Industrie hat sich die Stimmung bereits deutlich verschlechtert.
