Die Kluft zwischen EZB und Fed wird immer größer
Die Kluft zwischen EZB und Fed wird immer größer
Leitzins im Euroraum sinkt – US-Notenbank könnte längere Zinspause einlegen
mpi Frankfurt
Die EZB senkt den Einlagensatz um 25 Basispunkte und steuert auf weitere Lockerungen in den kommenden Monaten zu. Wie die Notenbank am Donnerstag mitteilte, hat der EZB-Rat die Zinssenkung einstimmig beschlossen und betrachtet die Geldpolitik nach wie vor als restriktiv.
Damit sind weitere Zinssenkungen programmiert. Denn bereits im Dezember hatten die Notenbanker mitgeteilt, dass sie keine Notwendigkeit mehr für eine mittelfristig restriktive Geldpolitik sehen. „Der Disinflationsprozess schreitet gut voran“, heißt es in der Stellungnahme zum Zinsentscheid. „Wir hatten keine Diskussionen über den Zeitpunkt, an dem wir mit Zinssenkungen aufhören müssen. Das wäre verfrüht“, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde im Anschluss an den Zinsentscheid.
Eine Zinssenkung der EZB beim nächsten Entscheid im März gilt als nahezu sicher, auch wenn sich die Notenbank offiziell auf keinen bestimmten Zinspfad festlegt.
Ebenfalls am Donnerstag veröffentlichte Eurostat Zahlen zur konjunkturellen Entwicklung in Europa. Das Bruttoinlandsprodukt der Eurozone stagnierte zum Jahresschluss saisonbereinigt im Vergleich zum Vorquartal. Das dürfte die EZB darin bestätigen, dass von der Konjunktur derzeit wenig Inflationsdruck ausgeht.
Fed legt Zinspause ein
Anders als die EZB legte die Fed am Mittwochabend deutscher Zeit eine Zinspause ein. Zudem signalisierte Fed-Chef Jerome Powell, dass es gut möglich sei, dass die Notenbanker auch bei ihrer nächsten Sitzung im März die Füße stillhalten werden. „Wir müssen uns nicht beeilen“, sagte Powell mit Blick auf weitere Zinssenkungen der Fed.
Sollte die Inflation jedoch stärker zurückgehen als gedacht oder der US-Arbeitsmarkt sich abschwächen, werde man darauf reagieren. In ihrer Stellungnahme zum Zinsentscheid strich die Fed die Passage, dass der Rückgang der Inflation Fortschritte mache. Analysten werten dies als falkenhaftes Zeichen, auch wenn Powell die Streichung nicht so verstanden wissen wollte, dass die Aussage nicht mehr stimme.
Euro steuert auf Parität zu
An den Terminmärkten ist derzeit nur eine Fed-Zinssenkung bis zum Sommer eingepreist. Die EZB könnte hingegen bis dahin noch dreimal lockern. Unter anderem Frankreichs Notenbankchef François Villeroy de Galhau liebäugelt öffentlich damit. Driften EZB und Fed bei der Geldpolitik in diesem Jahr deutlich auseinander, hätte das unter anderem Auswirkungen auf den Wechselkurs. Der Euro würde gegenüber dem Dollar weiter abwerten. Die Gemeinschaftswährung befindet sich bereits auf dem Weg Richtung Parität.
Kommentar: EZB vor heißem Frühjahr
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