Dienstleister verhindern Rezession der Euro-Wirtschaft
Euro-Wirtschaft stagniert
Dienstleister verhindern Abgleiten in Rezession − Südländer wachsen
ba Frankfurt
Deutschland und Frankreich haben die Konjunktur im Euroraum zu Beginn des vierten Quartals gebremst. Nur dank der Dienstleister stagnierte die Euro-Wirtschaft und glitt nicht in die Rezession ab, wie S&P Global den Anstieg des Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite um 0,4 auf 50,0 Punkte kommentierte. Die Erstschätzung für das Industrie und Dienstleister zusammenfassenden Frühbarometer für Oktober lautete noch 49,7 Zähler. Mit einem Wert kleiner als 50 Punkte wird eine schrumpfende wirtschaftliche Aktivität signalisiert.
Weiter zwei Geschwindigkeiten
Der BIP-Nowcast der Hamburg Commercial Bank (HCOB), die die Umfrage sponsert, signalisiert für das vierte Quartal einen leichten Rückgang der Geschäftstätigkeit. „Ein BIP-Wachstum ist immer noch möglich, wenn die Industrieproduktion in den nächsten zwei Monaten anzieht, wofür die Oktober-Zahlen eine gewisse, wenn auch nur sehr vage Hoffnung bieten“, sagte HCOB-Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia. Im Oktober allerdings ging die Industrieproduktion ein weiteres Mal stark zurück. Die Dienstleister hingegen expandierten den neunten Monat in Folge, sogar mit etwas höherem Tempo. Der entsprechende PMI legte um 0,2 auf 51,6 Punkte zu. Damit kaschiert die Stagnation laut S&P Global die „beträchtlich auseinanderlaufenden Entwicklungen auf Sektorenebene“.
Die PMI-Preisindizes stützen die Aussage von EZB-Präsidentin Christine Lagarde, dass die Inflation im Servicesektor weiter recht hartnäckig ist: Die Kosten stiegen im Oktober schneller als in den Vormonaten, ebenso wie die Verkaufspreise. Diese Trägheit sei ein strukturelles Problem, erklärt de la Rubia, das mit dem demografisch bedingten Arbeitskräftemangel zusammenhänge, der einen Aufwärtsdruck auf die Löhne ausübe. „Für die EZB wird es schwierig, wenn nicht gar unmöglich, das 2%-Inflationsziel in diesem Umfeld nachhaltig zu erreichen.“
Gemischtes Bild
Auf Länderebene zeigte sich im Oktober erneut gemischtes Bild. So drückten die beiden größten Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich abermals auf die wirtschaftliche Aktivität des Euroraums. Der PMI Composite für Deutschland kletterte auf 48,6 Punkte und näherte sich der Wachstumsschwelle an. Frankreichs PMI Composite dagegen rutschte ab auf 48,1 Zähler. „Dass die Wirtschaftsleistung in beiden Nationen schrumpfte, glich das Wachstum in den übrigen von der Umfrage erfassten Ländern aus“, betonte S&P. Spanien blieb trotz leicht nachlassender Dynamik Spitzenreiter mit einem PMI Composite von 55,2 Punkten. Moderat aufwärts ging es in Irland (52,6 Punkte) und Italien, das erstmals wieder Zuwächse verzeichnete (51,0 Punkte).
„Wackeliges Fundament“
Die deutschen Dienstleister weiteten ihr Geschäft aus, wobei das Wachstum laut S&P „nach wie vor auf wackligem Fundament“ steht, wie das zweite Minus beim Auftragseingang in Folge belege. Die Kapazitäten waren erneut nicht ausgelastet − wie der vierte Jobabbau in Folge zeige. „Und das, obwohl sich der Geschäftsausblick nach dem Zwölf-Monatstief im September merklich verbesserte“, wie S&P anmerkte. Der Dienstleister-PMI kletterte auf 51,6 Punkte von 50,6 im Vormonat. Damit hat die Wachstumsrate erstmals seit fünf Monaten wieder Fahrt aufgenommen, wenngleich sie im langjährigen Vergleich nur moderat ausfiel.