Einkaufsmanager zunehmend verschnupft
ba Frankfurt
Im August hat sich die Unternehmensstimmung in den größeren Volkswirtschaften der Welt eingetrübt. Steigende Leitzinsen, allenfalls geringfügig nachlassender Preisdruck und eine geringere Nachfrage führen die Analysten des Marktforschers S&P Global zumeist als Argument an. Die jeweiligen Einkaufsmanagerindizes für die Privatwirtschaft, die Industrie und Dienstleister zusammenfassen – die PMI Composite –, notieren derzeit mehr oder minder nahe der Kontraktionsschwelle.
Der PMI Composite für die US-Wirtschaft ist im August das zweite Mal in Folge gefallen – um 2,7 auf 45,0 Punkte. Werte unterhalb von 50 Zählern signalisieren wirtschaftliche Schrumpfung. Der Produktionsrückgang ist breit basiert und betrifft sowohl Hersteller als auch insbesondere die Dienstleister. Für den Servicesektor verzeichnet S&P Global einen Indexrückgang um 3,2 auf 44,1 Zähler, wie die Marktforscher auf Basis einer ersten Schätzung mitteilten. Dies ist der tiefste Stand seit Mai 2020. Ökonomen hatten im Schnitt mit einem Plus auf 49,8 Punkte gerechnet.
Die Entlastungen der Konsumenten durch die zuletzt gesunkenen Benzinpreise hätten zwar bislang keine Impulse für die Unternehmen geliefert, kommentierte Andreas Busch, Senior Economist bei Bantleon. Gleichwohl könnten die niedrigeren Kraftstoffkosten bei den Firmen die Erwartungen geschürt haben, dass „sich die Kauflaune der Verbraucher bald wieder aufhellt und entsprechend die Geschäfte künftig wieder besser laufen“. Ein vorübergehender Anstieg des Dienstleisterindex „von dem jetzt schon tiefen Niveau“ sei daher möglich – mehr als ein Luftholen sei aber nicht zu erwarten, die Indexstände hätten ihre Tiefststände noch nicht erreicht. Die kräftig gestiegenen Rohstoff-, Lohn- und Zinskosten, die mit der üblichen langen Zeitverzögerung zunehmend die Gewinnmargen der Unternehmen im Industrie- und Servicesektor belasten, dürften bis weit ins nächste Jahr wirken, mahnt Busch.
Das Barometer für die US-Industrie ist im August um 0,9 auf 51,3 Punkte gesunken. Die Prognose lag hier bei einem Wert von 51,8 Punkten. „Die Daten sind weitere beunruhigende Signale für die Gesundheit des US-Privatsektors“, kommentiert S&P Global. Die Nachfrage werde weiter durch Zinserhöhungen und den hohen Inflationsdruck belastet.
In Großbritannien hat sich die Unternehmensstimmung deutlicher verschlechtert als erwartet. Der PMI Composite ist laut der ersten Schätzung um 1,2 auf 50,9 Punkte gefallen. Dies ist der tiefste Stand seit Februar 2021. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf 51,0 Punkte gerechnet. Ursächlich ist vor allem die schwächelnde Industrie, deren Indikator um 6,1 auf 46,0 Punkte nachgegeben hat. Im Dienstleistungssektor fällt der Rückgang mit einem Minus um 0,1 auf 52,5 Zähler moderat aus. Steigende Leitzinsen, hohe Lebenshaltungskosten, der Arbeitskräftemangel und die angespannten Lieferketten dürften die Wirtschaftsleistung belasten, kommentiert Annabel Fiddes, Ökonomin bei S&P Global.
Japans Wirtschaft schrumpft
Laut der Erstschätzung ist der PMI Composite für die japanische Wirtschaft erstmals seit Februar gefallen – und liegt mit 48,9 Zählern nach 50,2 Punkten im Juli nunmehr unter der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Zu dem zweitschwächsten Wert in diesem Jahr hat sowohl die Entwicklung der Industrie (−1,1 auf 51,0 Zähler) als auch der Dienstleister (−0,9 auf 49,2 Punkte) geführt. Usamah Bhatti, Ökonom bei S&P Global, bezeichnet den Umfang des Neugeschäfts als „besorgniserregend“. Dies weise auf eine weitere Schwäche hin. Positiv sei zwar der nachlassende Preisdruck, doch resultiere dieser vor allem aus einer schwächeren Nachfrage und globalem konjunkturellen Gegenwind.