Blackrock-CEO Larry Fink

„Es gibt in Europa zu viel Pessimismus“

Zum Abschluss des Weltwirtschaftsforums in Davos werben Blackrock-CEO Larry Fink, IWF-Direktorin Kristalina Georgiewa und EZB-Präsidentin Christine Lagarde gemeinsam für mehr Optimismus beim Blick auf die wirtschaftliche Lage Europas. Doch es kommen auch einige Risiken zur Sprache.

„Es gibt in Europa zu viel Pessimismus“

„Es gibt in Europa zu viel Pessimismus“

Blackrock-CEO Fink fordert in Davos ein Umdenken und kritisiert die EU – IWF und EZB dringen auf Kapitalmarktunion

Zum Abschluss des Weltwirtschaftsforums in Davos werben Blackrock-CEO Larry Fink, IWF-Direktorin Kristalina Georgiewa und EZB-Präsidentin Christine Lagarde gemeinsam für mehr Optimismus beim Blick auf die wirtschaftliche Lage Europas. Doch es kommen auch einige Risiken zur Sprache.

mpi Frankfurt

Blackrock-Chef Larry Fink kritisiert die Haltung vieler Europäer beim Blick in die Zukunft. „Der Haupteindruck, den ich in Davos gewonnen habe, ist, dass es zu viel Pessimismus in Europa gibt“, sagte der Vorstandsvorsitzende des weltgrößten Vermögensverwalters auf dem Abschluss-Panel des Weltwirtschaftsforums in Davos. Dieser Pessimismus führe dazu, dass weniger investiert und konsumiert werde, als möglich sei. „Jetzt ist die Zeit für mehr Investments in Europa.“

Auch IWF-Direktorin Kristalina Georgiewa hält ein Umdenken in Europa für sinnvoll. „Die USA haben eine Kultur der Zuversicht, Europa der Bescheidenheit“, sagte sie. „Europa sollte an sich selbst glauben, und, was wichtig ist, auch anderen sagen, dass sie dies tun.“

Forderungen nach Kapitalmarktunion

EZB-Präsidentin Christine Lagarde versuchte ebenfalls Optimismus zu verbreiten. Die EU habe mit rund 80% eine im internationalen Vergleich niedrige Schuldenquote, eine nachlassende Inflation und „eine große Anzahl an Talenten und Ersparnissen“. Jetzt müsse Europa jedoch den Schalter auch umlegen für mehr Wachstum. Lagarde erneuerte ihre Forderung nach Fortschritten bei der Kapitalmarkt- und Bankenunion sowie einer Harmonisierung des europäischen Binnenmarktes.

Dem stimmten Fink und Georgiewa zu. „Europa ist ein Mythos. Es funktioniert so nicht“, kritisierte Fink mit Blick auf Hemmnisse beim freien Verkehr von Kapital und Waren innerhalb der EU. Georgiewa betonte, dass mehr Bemühungen wichtig seien, für Investoren und Unternehmer attraktiv zu sein. „Länder, die vorankommen wollen, müssen sehr aggressiv vorgehen, um Möglichkeiten für das Unternehmertum zu eröffnen.“ Dabei würde etwa die Kapitalmarktunion helfen.

Inflationsrisiken bleiben

Zur Geldpolitik konnte sich Lagarde angesichts der nahenden Zinssitzung nicht äußern. Die EZB-Ratsmitglieder befinden sich bereits in der Schweigephase. Sie bekräftigte jedoch, dass sie sehr zuversichtlich sei, dass die Inflation in diesem Jahr weiter nachlasse. Die EZB dürfte am kommenden Donnerstag eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte beschließen.

Georgiewa ist bei der weltweiten Inflationsentwicklung ebenfalls zuversichtlich. Die zu hohe Teuerung sei zwar noch nicht besiegt, man befinde sich aber auf einem sehr guten Weg. Dem widersprach Fink zwar nicht grundsätzlich, er strich jedoch existierende Inflationsrisiken heraus. „Wir dürften einen anhaltenden Lohndruck angesichts des Arbeitskräftemangels haben“, sagte er. Dies könne die Inflation in Zukunft wieder anspringen lassen.

Fink schließt Zinserhöhung der Fed nicht aus

Für die USA sieht Fink noch Spielraum für Zinssenkungen. Die US-Notenbank verkündet am kommenden Mittwoch ihren nächsten Zinsentscheid. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird sie nach drei Lockerungen in Folge dieses Mal pausieren. Die Finanzmärkte erwarten derzeit zwei Zinssenkungen der Fed im Laufe dieses Jahres.

Fink geht zwar ebenfalls davon aus, dass der Leitzins in den USA weiter fällt, will jedoch das Szenario einer Zinserhöhung der Fed in diesem Jahr nicht völlig ausschließen. Mögliche inflationäre Effekte der Politik des US-Präsidenten Donald Trump wurden auf dem Panel nicht diskutiert, sind jedoch der Grund dafür, weswegen eine mögliche Zinserhöhung der Fed im Jahr 2025 überhaupt ein Thema ist.

Riskante Staatsverschuldung

Als eines der größten Risiken für das globale Wirtschaftswachstum betrachten Lagarde, Georgiewa und Fink die steigende Staatsverschuldung in den meisten Ländern. Die IWF-Direktorin und die EZB-Präsidentin nannten zudem geopolitische Spannungen. Georgiewa nutzte das Panel, um für weniger Fragmentierung im Welthandel zu werben.

Der Handel zwischen ideologisch gleichgesinnten Staaten wachse stärker als der Handel zwischen Ländern mit unterschiedlicher Haltung. Am besten performen Geogiewa zufolge jedoch die Länder, „die freundschaftliche Beziehungen mit allen haben“. Generell fand das Thema Zölle, mit denen Trump unter anderem China, der EU, Kanada und Mexiko droht, in Davos wenig Anklang.

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