ExklusivKonjunkturtableau

Etwas mehr Optimismus für Euro-Wirtschaft

Die Aussichten für die Euro-Konjunktur scheinen sich zu verbessern. Die Ökonomen haben wegen der schwächelnden US-Konjunktur, der unsicheren Lage im Nahen Osten und der unklaren Inflationsentwicklung aber Störgefühle und halten an ihren Prognosen im Konjunkturtableau von ZEW und Börsen-Zeitung fest.

Etwas mehr Optimismus für Euro-Wirtschaft

Etwas mehr Zuversicht für Euro-Wirtschaft

Zunehmende Einigkeit bei den Prognosen im Konjunkturtableau – Wegen möglicher Belastungsfaktoren kaum Veränderungen

Die Aussichten für die Euro-Konjunktur scheinen sich zu verbessern. Die Ökonomen haben wegen der schwächelnden US-Konjunktur, der unsicheren Lage im Nahen Osten und der unklaren Inflationsentwicklung aber Störgefühle und halten an ihren Prognosen im Konjunkturtableau von ZEW und Börsen-Zeitung fest.

Von Alexandra Baude, Frankfurt

Im Frühjahr sieht es gut aus für die Euro-Wirtschaft: Nach dem Wachstum von 0,3% zu Jahresbeginn hat das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auch in den drei Monaten bis Juni um 0,3% im Quartalsvergleich zugelegt. „Es mehren sich somit die Anzeichen für eine wirtschaftliche Erholung in der Eurozone“, erklärt Alexander Glas vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Diese Entwicklung spiegele sich jedoch aktuell noch nicht in den BIP-Erwartungen der Experten im Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung und des ZEW wider.

Für das laufende Jahr halten die Auguren an der Voraussage eines BIP-Wachstums von 0,8% fest. Die Spannweite der individuellen Wachstumserwartungen fällt jedoch auf 0,5 Prozentpunkte zurück. Die Experten sind sich also zunehmend einig, was sie von der Euro-Konjunktur erwarten.

Einige Bremsklötze

Für 2025 allerdings haben sie die Prognose um 0,1 Prozentpunkte zurückgeschraubt im Vergleich zum Juni-Tableau. Hier liegt auch die Spannweite der Erwartungen unverändert bei 0,9 Prozentpunkten. „Es ist denkbar, dass der zu eskalieren drohende Konflikt in Nahost, die unerwartet schlechten Zahlen vom US-amerikanischen Arbeitsmarkt sowie der unsichere Ausgang der US-Präsidentschaftswahl verhindern, dass die Wachstumserwartungen für die Eurozone weiter steigen“, kommentiert dies Glas.

Eine weitere mögliche Erklärung ist für Glas, „dass die geringen Veränderungen der Wachstumserwartungen trotz positiver Impulse aus der Wirtschaft mit der Entwicklung der Inflationsrate zusammenhängen“. Im Juli haben die Inflationsraten in der Eurozone und in Deutschland um je 0,1 Prozentpunkte zum Vormonat zugelegt, und zwar auf 2,6% im Eurogebiet und auf 2,3% in Deutschland nach nationaler Berechnungsmethode. Im Euroraum hat die Jahresrate damit in zwei von drei Monaten angezogen. „Dies wiederum könnte als Indiz für einen weiterhin anhaltenden Inflationsdruck interpretiert werden“, so Glas.

Auf Sicht des gesamten Jahres 2024 halten die Experten jedoch sowohl für die Eurozone als auch für Deutschland an ihren Prognosen fest: Je 2,4% finden sich im Konjunkturtableau. Die Spannweiten der Inflationserwartungen bleiben ebenfalls unverändert. Die Werte von 0,7 Prozentpunkten im Währungsraum sowie 0,6 Prozentpunkten in der größten Euro-Volkswirtschaft signalisieren eine große Einigkeit unter den Experten. Etwas uneiniger, mit einer Spannweite von je 1,4 Prozentpunkten, zeigen sie sich allerdings mit dem Blick auf das kommende Jahr. Während die Prognose für den Euroraum mit 2,1% unangetastet blieb, wurde die Voraussage für die deutsche Inflation um 0,1 Prozentpunkte auf 2,2% erhöht.

Unsichere Geldpolitik

Bei den Zinserwartungen zeigt sich die hohe Unsicherheit der Experten hinsichtlich der weiteren Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank. Die Finanzmärkte erwarten, dass die Euro-Hüter nach der eingeleiteten Zinswende im Juni im September und im Dezember mit weiteren Lockerungen um je 25 Basispunkte nachlegen werden. „Die unklare weitere Inflationsdynamik in der Eurozone ist einer der Hauptgründe für das Zögern der EZB bezüglich weiterer Zinsschritte“, betont Glas. Dementsprechend hätten sich auch die Erwartungen der Experten an die kurzfristigen Zinsen in drei Monaten (zwölf Monaten) nicht verändert: Sie liegen bei 3,7 Punkten (2,8 Punkten). Bezogen auf den kurzen Prognosehorizont sind die Spannweiten der Erwartungen in Höhe von 0,9 bzw. 2,4 Prozentpunkten „recht hoch“ und verdeutlichen die Unsicherheit bei den Prognosen. Gegenüber Juli haben sich die Spannweiten nicht verändert.

Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland bleiben die Experten skeptisch. Nachdem das BIP im Frühjahr um 0,1% geschrumpft ist, mehren sich die Sorgen, dass Deutschland am Rande einer Rezession steht. Die Wachstumserwartungen für 2024 verändern sich allerdings nur minimal im Vergleich zum Vormonat. So steht die Medianprognose unverändert bei 0,2% für 2024. Bemerkenswert, so betont Glas, sei allerdings die Verschiebung bei der Unsicherheit der Experten: Die Spannweite der Erwartungen erhöhte sich um 0,9 auf 1,5 Prozentpunkte. Die Uneinigkeit bezüglich des Wachstumsausblicks ist also kräftig gestiegen. Für 2025 wird ein BIP-Plus von 1,0% erwartet, das sind 0,1 Prozentpunkte weniger als zuvor. Die Spannweite verharrt bei 1,4 Prozentpunkten.

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