Euro-Wirtschaft steigert Exporte leicht
Euro-Wirtschaft exportiert
im September etwas mehr
Handelsbilanzüberschuss Richtung USA steigt
ba Frankfurt
Die Euro-Wirtschaft hat im September mehr Waren in den Rest der Welt exportiert als zuvor. Die Warenausfuhr kletterte saisonbereinigt um 0,4% zum Vormonat auf einen Wert von 237,6 Mrd. Euro. Da die Einfuhren um 0,8% auf 224,1 Mrd. Euro sanken, weitete sich der Außenhandelsbilanzsaldo aus. Laut Eurostat betrug der saisonbereinigte Überschuss 13,6 Mrd. Euro. Im August waren es noch 10,8 Mrd. Euro. Im Quartalsvergleich ergibt sich für die drei Monate bis September ein Exportwachstum von 0,8%. Die Einfuhren legten mit 0,4% gerade einmal halb so kräftig zu.
Damoklesschwert Trump
Sorge bereitet den Exporteuren derzeit auch die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten. Im Wahlkampf hatte dieser Zölle auf Warenimporte aus der EU von 10% oder 20% avisiert. Schon in seiner ersten Amtsperiode hatte Trump die hohen Überschüsse der EU im Handel mit den USA angeprangert. Im September erhöhte sich der Handelsbilanzsaldo der EU gegenüber den USA auf 18,4 Mrd. Euro nach 13,3 Mrd. Euro im September vergangenen Jahres.
Rückläufiges Wachstum erwartet
Die USA sind auch der wichtigste Handelspartner Deutschlands außerhalb der EU. Im dritten Quartal legten die Exporte dorthin um 3,8% zum Vorjahr auf 41,4 Mrd. Euro zu. Die Ausfuhren nach China gaben um 9,4% auf 21,8 Mrd. Euro nach. Sollten sich die globalen Handelsbeziehungen bis 2035 ähnlich weiterentwickeln wie in den vergangenen Jahren, dürften die deutschen Industrieexporte in die USA nur mehr mit 1,8% jährlich wachsen, erwartet die Beratungsgesellschaft Deloitte. In den Jahren 2014 bis 2019 waren es 3%, seit 2020 gar 15%.
Während die USA mit einem Gesamtvolumen von 87 Mrd. Euro USA der wichtigste Exportmarkt für die deutsche Industrie sind, folgt mit deutlichem Abstand China mit 64 Mrd. Euro. In der Studie erwartet Deloitte, dass die Ausfuhren nach China nur noch um 2,3% jährlich zulegen – 2014 bis 2019 waren es 4%. „Diese Fokussierung auf einen Absatzmarkt ist selbst bei unveränderten Handelsbeziehungen riskant“, sagt Oliver Bendig, Partner und Leiter der Industrieberatung bei Deloitte. „Neue Zölle von 10% oder mehr würden das ohnehin geringe Exportwachstum in die USA nahezu halbieren.“ Das größte Potenzial sieht er in Vietnam, Indien und den Philippinen: Bei einer Fortschreibung der aktuellen Handelstrends könnten die Ausfuhren bis 2035 um 4 bis mehr als 6% jährlich wachsen.
Blockbildung würde weitere Verschiebungen bringen
Sollten sich die Handelskonflikte weiter verschärfen, der Protektionismus zunehmen und es zu einer Blockbildung um China und die erweiterten BRICS-Staaten auf der einen, sowie zu einem westlich geprägten Block auf der anderen Seite kommen, würden die Industrieexporte innerhalb der Blöcke zulegen. In diesem Szenario würden die Exporte von Waren „Made in Germany“ in die USA um 4% zulegen, wohingegen die Industrieexporte nach China um jährlich 6% sinken würden. Gleichfalls deutliche Rückgänge gäbe es bei den Exporten nach Indien (–5,7%) und Brasilien (–2,9%). „Die Abhängigkeit der deutschen Industrie von den USA würde unter diesen Voraussetzungen bis 2035 zunehmen“, heißt es in der Deloitte-Studie. Die Ausfuhren in kleinere Märkte wie Vietnam und die Philippinen, aber auch die europäischen Märkte, würden sich in diesem Szenario weitgehend konstant bleiben.