Protokoll der Juli-Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC)

Fed lässt keine Zweifel an Zinswende im September

Die erste US-Leitzinssenkung seit viereinhalb Jahren wird im September kommen. Die Gründe dafür sind der nachlassende Inflationsdruck und wachsende Sorgen um den zuletzt schwächeren Arbeitsmarkt.

Fed lässt keine Zweifel an Zinswende im September

Fed signalisiert Zinswende im September

Geringere Teuerung und wachsende Sorgen um Entwicklung am Jobmarkt

det Washington

Die US-Notenbank hat die letzten Zweifel am weiteren Kurs ihrer Geldpolitik ausgeräumt. Bei der nächsten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) im September werden die Währungshüter die erste Leitzinssenkung seit März 2020 beschließen. Wie aus dem Abschlussprotokoll der FOMC-Sitzung vom Juli hervorgeht, haben Sorgen über die Inflation weiter nachgelassen. Unterdessen hat eine wachsende Zahl von Fed-Gouverneuren die Befürchtung geäußert, dass die restriktive Geldpolitik der vergangenen zwei Jahre dem Arbeitsmarkt den Wind aus den Segeln genommen haben könnte. Vor diesem Hintergrund wären einige sogar bereit gewesen, letzten Monat die Zinswende einzuläuten. 

Wechselbad der Gefühle

Mit ihrem geldpolitischen Kurs der vergangenen zwei Jahre hatte die Fed die Märkte in ein Wechselbad der Gefühle gestürzt. So hatte Notenbankchef Jerome Powell während der Corona-Pandemie die hohe Teuerung lange Zeit als „temporäre“ Erscheinung verharmlost. Erst im März 2022 entschlossen sich die Währungshüter, den Geldhahn aufzudrehen. In den darauffolgenden 16 Monaten straffte das FOMC die Zügel insgesamt elfmal. Die Zielzone für den Tagesgeldsatz stieg mit einem Zielkorridor von 5,25 bis 5,5% auf den höchsten Stand seit 2001. Seit geraumer Zeit sieht sich Powell hingegen dem Vorwurf ausgesetzt, zu lange den restriktiven Kurs beibehalten zu haben.  

Inflationsziel rückt näher

Grund dafür ist der erkennbar geringere Inflationsdruck. So liegt die Kernrate des PCE-Index – das bevorzugte Inflationsmaß der Fed – seit Anfang des Jahres bei unter 3%. Im Juni und Mai legte der PCE-Deflator nur um 2,6% zu. Damit ist das Inflationsziel der Fed, das 2% beträgt, in greifbarer Nähe. Auch signalisieren andere Indikatoren geringere Teuerung: der Verbraucherpreisindex (CPI), die Einfuhrpreise und die durchschnittlichen Stundenlöhne.

Wie aus den sogenannten FOMC Minutes hervorgeht, schenken die Notenbanker mittlerweile der anderen Komponente ihres Mandats, nämlich der Vollbeschäftigung, verstärkte Aufmerksamkeit. So betrachten mehrere Ausschussmitglieder den derzeitigen Kurs der Zinspolitik als zu restriktiv. Einige äußerten die konkrete Sorge, dass der Verzicht auf eine baldige Zinswende das Wachstum abwürgen könnte. Zwar waren die meisten Notenbanker mit der Entscheidung, den Leitzins im Juli unverändert zu belassen, einverstanden. Gleichwohl meinten sie, dass die Verlangsamung am Jobmarkt ein stichhaltiges Argument für eine frühere Lockerung lieferte und sie diese auch letzten Monat unterstützt hätten. 

Zinssenkung um 25 Basispunkte wahrscheinlich

Das Fed Watch Tool der CME Group unterstellte nach der Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass das FOMC Sorgfalt walten lassen wird. Demnach wird im September eine Lockerung um nur 25 Basispunkte erwartet. Gleichwohl meinen einige Analysten, dass angesichts der jüngsten Zahlen vom Arbeitsmarkt eine Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte möglich ist. 

Wie aus den Prognosen des FOMC vom Juni hervorging, rechneten die Währungshüter bis Ende 2024 nur mit einer Lockerung. Diese Einschätzung könnte sich angesichts der steigenden Arbeitslosenquote und des geringeren Stellenwachstums aber mittlerweile geändert haben. 

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