Beige Book

Fed sieht Signale einer Stagflation

Die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump lastet auf der US-Wirtschaft. Höhere Preise und schwaches Wachstum könnten auf Stagflation hindeuten.

Fed sieht Signale einer Stagflation

det Washington

Vor dem Hintergrund wachsender Sorgen über die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump hat sich das Konjunkturklima in den USA während der vergangenen Wochen eingetrübt. Das Beige Book, der regionale Konjunkturbericht der US-Notenbank, spiegelt in den meisten der 12 Fed-Bezirke geringes Wachstum, weniger Neueinstellungen und steigende Preise wider. Die größten Bedenken gelten den von Trump verkündeten Einfuhrzöllen und insbesondere deren Folgen für die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und die Inflation. 

Autohersteller warnen Trump

Unterdessen erklärte Trump am Mittwoch, dass er die kurz zuvor verkündeten Zölle auf Autos aus Kanada und Mexiko für 30 Tage aussetzen werde. Vorausgegangen war dem Moratorium ein Telefonat mit den Vorstandschefs der US-Autohersteller General Motors (GM), Ford und Stellantis. Die Konzernlenker hatten Trump erklärt, dass ihre komplexen und grenzübergreifenden Lieferketten dazu führen, dass Autos während des Produktionsprozesses mehrmals die Grenzen zu den beiden Nachbarstaaten überqueren. Bei diesen bisher zollfrei eingeführten Wagen würden die Abgaben zu starken Preissteigerungen führen und der Wettbewerbsfähigkeit der US-Hersteller schaden, meinten die CEOs. Die übrigen Zölle für Einfuhren aus Mexiko und Kanada, die am 1. März in Kraft traten, haben weiter Bestand.

Aus der Sicht der Fed liefert Trumps teilweiser Rückzieher ein weiteres Beispiel dafür, wie seine Unvorhersehbarkeit auf der Wirtschaft lastet. Von Mitte Januar bis Ende Februar meldeten sechs der zwölf Bezirke eine weitgehend unveränderte Wirtschaftstätigkeit. In vier Bezirken legte die Produktion leicht zu, während zwei über schrumpfendes Wachstum berichteten. Nachgelassen hat in dem Berichtszeitraum insbesondere der Privatkonsum. Wegen der hohen Lebensmittelpreise beschränkten sich viele Verbraucher auf den Erwerb von Gütern des täglichen Bedarfs. Bei langlebigen Gütern gaben vorwiegend Autoverkäufe nach. 

Steigende Inputpreise

Auch drückte in mehreren Regionen das schlechte Wetter die Nachfrage im Gast- und Freizeitgewerbe. Zwar legte das verarbeitende Gewerbe in der Berichtsperiode zu. Gleichwohl sprachen Industriekonzerne ebenso wie Bauunternehmer von erhöhter Unsicherheit angesichts der drohenden Zölle. Begleitet wurde der Konjunkturpessimismus von steigenden Preisen, vor allem auf der Inputseite. Da es schwierig ist, die höheren Preise auf Kunden abzuwälzen, mussten viele Unternehmen geringere Gewinnmargen in Kauf nehmen. Die Kombination aus dem niedrigeren Wachstum und zunehmendem Kostendruck könnte nach Ansicht von Ökonomen ein Vorbote von Stagflation sein.   

Am 18. und 19. März wird der Offenmarktausschuss (FOMC) der Notenbank zum zweiten Mal in diesem Jahr zusammentreten. Die Märkte gehen ungeachtet der Konjunktursorgen mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit davon aus, dass die Fed den Zielkorridor für den Leitzins bei 4,25 bis 4,5% belassen wird. Das Fed Watch Tool der CME Group schätzt die Chancen eines unveränderten Tagesgeldsatzes bei über 90%. Erst im Juni wird eine Senkung der Federal Funds Rate erwartet. 

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.