Fortschritt im Kampf gegen die US-Inflation
Fortschritt im Kampf gegen die US-Inflation
Steigende Mieten treiben Preise – Zinssenkung im Juni wird wahrscheinlicher
det Washington
Die US-Inflation hat im Februar gegenüber dem Vorjahreswert überraschend nachgelassen, weshalb es jetzt womöglich früher als angenommen zu einer Zinssenkung kommen könnte. Nach Angaben des Bureau of Labor Statistics (BLS) verteuerten sich Konsumgüter gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt nur um 0,2%. Die statistische Behörde des Arbeitsministeriums ermittelte bei der Gesamtrate und der Kernrate denselben Wert. Im vorangegangenen Monat waren die Preise um 0,5% geklettert.
Auf Jahressicht legte der Verbraucherpreisindex (CPI) im Februar um 2,8% zu. Im Januar lag das Preisplus im Jahresvergleich noch bei 3,0%. Die hochgerechnete Jahresrate fiel ebenfalls um 0,2 Prozentpunkte, nämlich von 3,3 auf 3,1%. Bankvolkswirte hatten bei sämtlichen Zahlen etwas höhere Werte vorausgesagt.
Mieten treiben Teuerung
Den größten Beitrag zur Teuerung leisteten abermals die Wohnkosten, die um 0,3% und verglichen mit Februar 2022 um 4,2% zulegten. Die Wohnkosten waren trotz der geringsten Zunahme seit Dezember für die Hälfte des gesamten Anstiegs des CPI verantwortlich.
Für einen teilweisen Ausgleich der höheren Mieten sorgten das Minus von 0,4% bei Flugtickets und etwas billigeres Benzin, dessen Preis um 1,0% nachgab. Mehr als zuvor kosteten hingegen Lebensmittel, die sich um 0,2% verteuerten. Vielen Haushalten und gastronomischen Betrieben machen zudem die Eierpreise weiter zu schaffen, die zuletzt auch von US-Präsident Donald Trump politisch thematisiert worden waren. Die Knappheit als Folge eines weit verbreiteten Ausbruchs der Vogelgrippe führte dazu, dass Preise für Eier um 10,4% und auf Jahressicht um fast 60% zulegten.
Inflationsziel rückt näher
Der CPI bestätigt den allgemein nachlassenden Inflationsdruck, der sich auch in dem PCE-Preisindex widerspiegelt. Dieser stieg im Januar um 2,5% und an der Kernrate gemessen um 2,6%. Für die Notenbank ist der PCE-Deflator deswegen das bevorzugte Inflationsmaß, weil er die Preisentwicklung bei tatsächlich erworbenen Waren und Dienstleistungen erfasst. Die Zahlen für Februar wird das Handelsministerium Ende dieses Monats veröffentlichen.
Da das Inflationsziel der Fed, das die Währungshüter mit 2,0% festgelegt haben, immer näher rückt, steigen nun auch die Chancen einer Zinssenkung. Zwar gilt als sicher, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed kommende Woche seine Zinspause fortsetzen wird. Das FedWatch Tool der CME Group ging nach der Veröffentlichung des CPI auch mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass das FOMC im Mai am bestehenden Leitzins festhalten wird. Nach jetzigem Stand ist hingegen eine Zinssenkung bei der Sitzung im Juni wahrscheinlich.
Inflationsrisiken lauern
Trotz der insgesamt ermutigenden Inflationsdaten warnen Ökonomen vor dem Hintergrund der Zollpolitik vor neuen Risiken. „Die Einfuhrzölle haben bereits begonnen, sich auf die Verbraucherpreise auszuwirken, und diese Effekte werden zunehmen“, warnt Sung Won Sohn, Ökonom an der Loyola Marymount University.
Da viele der Zölle noch gar nicht gegriffen haben, „ist die weitere Entwicklung der Inflation mit wachsender Unsicherheit behaftet“, glaubt Sohn. Joe Brusuelas, Chefökonom beim Wirtschaftsprüfungsunternehmen RSM, nennt den CPI-Bericht irreführend. Auch er warnt vor den inflationären Folgen der Zölle. „Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass diese zu deutlich höheren Produktionskosten führen werden, insbesondere bei Autos“.
Politische Turbulenzen
Andere Experten weisen auch auf die gesamtwirtschaftlichen Folgen der Einsparungen hin, die US-Präsident Donald Trump unter Einsatz des Departments of Government Efficiency (DOGE) durchsetzt. Trump selbst hatte kürzlich gemeint, dass er eine Rezession nicht ausschließen könne. Am Mittwoch nahm er diese Aussage wieder zurück.
Inmitten der politischen Turbulenzen in Washington sorgte das Repräsentantenhaus für eine gewisse Entspannung. Die republikanisch beherrschte Kammer verabschiedete mit einer hauchdünnen Mehrheit eine Übergangsfinanzierung, die einen Verwaltungsstillstand bis September abwenden würde. Der temporäre Haushalt sieht höhere Verteidigungsausgaben vor und stellt weniger Geld für Sozialprogramme zur Verfügung. Die sogenannte „continuing resolution“ (CR) geht nun an den Senat, der ebenfalls zustimmen muss. Ansonsten käme es am Freitag zu einem Shutdown.