EY-Studie

Frankreich bleibt in Europa Spitzenreiter für Auslandsinvestitionen

Frankreich hat 2023 mehr Auslandsinvestitionen angelockt als Großbritannien und Deutschland. Doch Europa leidet zunehmend unter der Konkurrenz der USA und China.

Frankreich bleibt in Europa Spitzenreiter für Auslandsinvestitionen

Auslandsinvestitionen in Europa

Frankreich liegt bei Auslandsinvestoren vorn

Investitionsprojekte schwächen sich ab – Verstärkte Konkurrenz durch USA und China

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Von Gesche Wüpper, Paris

Frankreich kann aufatmen. Das Land ist nicht nur einer Abwertung durch Fitch und Moody's entgangen, sondern ist letztes Jahr laut EY auch der europäische Spitzenreiter für Auslandsinvestitionen vor Großbritannien und Deutschland geblieben. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone lockte bereits zum fünften Mal in Folge die meisten Projekte für Firmenansiedlungen oder den Ausbau bestehender Standorte internationaler Investoren an.

Allerdings ist das Bild nicht ganz so rosig, wie es auf den ersten Blick scheint. Denn Europa hat letztes Jahr die Konkurrenz durch die USA, China und Asien allgemein stärker zu spüren bekommen, so dass die Zahl der ausländischen Direktinvestitionen im Vergleich zu 2022 um 4% auf 5.694 Projekte zurückgegangen ist, im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 sogar um 11%. Dagegen sind sie in den USA, China und Asien gestiegen.

Deutschlands Attraktivität bricht ein

Vor allem Deutschland hat diesen Attraktivitätsverlust zu spüren bekommen. So ist die Zahl der ausländischen Investitionsprojekte laut EY um 12% auf 733 eingebrochen. Die Unternehmensberatung erklärt das in ihrem jährlich veröffentlichten Attraktivitätsbarometer mit der Abschwächung des Wachstums, hohen Energiepreisen und Sorgen über die Energieversorgung. Zusätzlich dazu sei die Kapazität Deutschlands, ausländische Unternehmen anzulocken, durch die niedrige Arbeitslosigkeit, eine komplexe Bürokratie und hohe Lohnkosten beschränkt, heißt es darin.

Der Rückgang der Attraktivität Deutschlands sei eine schlechte Nachricht für Frankreich, meint Laurent Saint-Martin, der Generaldirektor von Business France, der staatlichen Vermarktungsagentur der französischen Wirtschaft. Das sei ein Alarmsignal. Europa habe keine starke Position gegenüber dem Rest der Welt und müsse darüber nachdenken, wie es attraktiver werden könne.

In Frankreich ist die Zahl der ausländischen Investitionsprojekte ebenfalls zurückgegangen, um 5% auf 1.194. Gleichzeitig ist die Zahl der dadurch geschaffenen Arbeitsplätze jedoch um 4% auf knapp 40.000 gestiegen, was zumindest zum Teil an unternehmensfreundlichen Reformen liegt. Der Rückgang der Investitionen in Frankreich dürfte nur vorübergehend sein, erwartet EY. Denn für die 500 befragten Unternehmenschefs sei Frankreich nach wie vor das attraktivste Land in Europa vor Großbritannien und Deutschland.

Paris setzt auf KI

Drei Viertel von ihnen sind sogar überzeugt, dass sich die Attraktivität des Landes in den nächsten drei Jahren weiter verbessern wird. Als größte Pluspunkte werten sie die Kompetenzen, die Verlässlichkeit der Infrastrukturen und den starken Binnenmarkt. Präsident Emmanuel Macron will Frankreich weiter anpreisen, wenn er ausländische Investoren am 13. Mai in Versailles empfängt.

Zwar liegt Großbritannien mit 985 Projekten hinter Frankreich, doch sind dort die Auslandsinvestitionen im Vergleich zu 2022 um 6% gestiegen. Gleichzeitig liegt London von der Attraktivität her mit 32% der Stimmen der Unternehmenschefs vor Paris mit 31%, Zürich mit 22%, München mit 20% und Barcelona mit 17%. Die Regierung Macrons versucht jetzt, Paris als Finanzplatz und Standort für künstliche Intelligenz (KI) zu stärken.

Letztes Jahr haben sich in Frankreichs Hauptstadt 17 KI-Projekte angesiedelt.

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