Globale Investitionstätigkeit springt wieder an
rec Frankfurt
Die weltweite Investitionstätigkeit hat im abgelaufenen Jahr stark angezogen. Grenzüberschreitende Direktinvestitionen haben sich 2021 im Vergleich zum Vorjahr beinahe verdoppelt, berichtet die Industrieländerorganisation OECD. Demnach hat dieser starke Anstieg den Einbruch aus dem ersten Jahr der Corona-Pandemie mehr als wettgemacht. Angesichts des Ukraine-Kriegs sei der Ausblick für das laufende Jahr jedoch unsicher, hieß es. Bemerkenswert ist, dass Deutschland laut OECD als Ziel ausländischer Direktinvestitionen gegen den Trend deutlich an Boden verloren hat.
Die OECD-Zahlen belegen, dass die Weltwirtschaft sich bis zu Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine schwungvoll von der Coronakrise erholte – deutlich schneller als infolge der Weltfinanzkrise 2008/09. Die Daten decken sich im Wesentlichen mit vorläufigen Erkenntnissen von Unctad, einer Unterabteilung der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung. Getrieben wurde die Investitionswelle im Ausland von den führenden Industrieländern, allen voran den USA. Insbesondere das grenzüberschreitende Geschäft mit Fusionen und Übernahmen (M&A) boomte.
Globale Direktinvestitionen (FDI) von Unternehmen sprangen laut OECD 2021 um 88% an. In Summe erreichten sie mehr als 1,8 Bill. Dollar (umgerechnet 1,72 Mrd. Euro), das entspricht knapp 2% der globalen Wirtschaftsleistung. Die Gesamtsumme liegt 37% höher als 2020 und annähernd auf dem Zwischenhoch im Jahr 2015. An den Spitzenwert von 2007 reichten die Summen im vergangenen Jahr indes nicht heran: Kurz vor Ausbruch der Weltfinanzkrise investierten Unternehmen mehr als 2 Bill. Dollar jenseits ihrer Heimatmärkte, das entsprach seinerzeit circa 3,5% der globalen Wirtschaftsleistung. Seitdem ist die weltweite Investitionstätigkeit von Unternehmen, gemessen an der gesamten Wertschöpfung, in der Tendenz rückläufig.
Begehrtestes Ziel für ausländische Direktinvestitionen waren 2021 einmal mehr die USA. Hierhin flossen 382 Mrd. Dollar. Dicht dahinter folgt China mit Zuflüssen von 334 Mrd. Dollar. Mit weitem Abstand folgen auf den Plätzen 3 und 4 Kanada (60 Mrd. Dollar) und Brasilien (50 Mrd. Dollar). Was die Attraktivität für ausländische Direktinvestitionen betrifft, zementieren die beiden größten Volkswirtschaften der Welt somit ihre Position als die beiden unangefochtenen Kraftzentren der Weltwirtschaft.
Dagegen ist Deutschland als Ziel für Investoren aus dem Ausland offenbar deutlich unattraktiver geworden. Ausländische Direktinvestitionen hierzulande haben sich 2021 auf 31 Mrd. Dollar halbiert. 2020, als hiesige FDI laut OECD auf einen Höchstwert gestiegen waren, lag Deutschland noch gleichauf mit Indien auf Rang 3. Ungleich größere Bedeutung kommt Deutschland als Quelle von Direktinvestitionen im Ausland zu. Hier liegt das Land infolge eines sprunghaften Anstiegs von 60 auf 152 Mrd. Dollar auf Platz zwei. Nur Unternehmens aus den USA investierten demnach 2021 mehr auf fremden Märkten: insgesamt 434 Mrd. Dollar.
M&A bringt Schwung
Treiber des FDI-Booms waren in erster Linie grenzüberschreitende Fusionen und Übernahmen: Das sogenannte M&A-Geschäft florierte vor allem in den führenden Industriestaaten. In Schwellen- und Entwicklungsländern waren die ausländischen Unternehmen zurückhaltender, wobei aber auch hier die M&A-Aktivität deutlich über das Niveau von vor der Pandemie stieg. Bei neuen Investitionsprojekten auf der „grünen Wiese“ hielten sich ausländische Unternehmen in Schwellen- und Entwicklungsländer dagegen noch zurück.
Mit Direktinvestitionen sind hauptsächlich Investitionen von Unternehmen gemeint, beispielsweise Akquisition anderer Firmen oder der Ausbau von Anlagen und Produktionsstätten. Davon zu unterscheiden sind Portfolioinvestitionen, worunter im Wesentlichen Vermögenswerte wie Unternehmensbeteiligungen und Immobilien fallen.