Internationaler Währungsfonds

Gopinath warnt vor Gefahr der „Deglobalisierung“

Nach Ansicht der IWF-Vizechefin Gita Gopinath hat sich die Fragmentierung des internationalen Handels seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine beschleunigt und gefährdet die Intergation der Weltwirtschaft.

Gopinath warnt vor Gefahr der „Deglobalisierung“

Gopinath warnt vor „Deglobalisierung“

det Washington

Geopolitische Krisen und die Fragmentierung des Welthandels stellen nach Ansicht von Gita Gopinath, stellvertretende Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), eine wachsende Gefahr für die Integration der Weltwirtschaft dar. Wie Gopinath in einer Rede an der Stanford Universität sagte, richten Staaten ihre Investitionen und die Auswahl ihrer Handelspartner zunehmend an politischen Kriterien aus. Diese Entwicklung wurde vor vier Jahren nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie erkennbar. Laut Gopinath hat sich der Trend zur „Deglobalisierung“ seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine aber deutlich beschleunigt. 

So bestehe der Welthandel faktisch bereits heute aus drei regionalen Handelsblöcken. Demnach schart sich eine pro-westliche Ländergruppe um die USA. Im Mittelpunkt eines weiteren Blocks steht China, während unabhängige Länder informell eine dritte Region bilden. Seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine im Februar 2022 sind das Handelsvolumen zwischen den drei Gruppen um 12% und die ausländischen Direktinvestitionen um 20% stärker gesunken als zwischen den Staaten innerhalb einer Region. 

Die Fragmentierung ist heute deswegen gefährlicher als während es Kalten Kriegs, weil der globale Warenhandel damals nur 16%, heute aber 45% der Weltwirtschaftsleistung ausmacht. Um zu verhindern, dass es zu einer Isolation der einzelnen Regionen kommt, müssen daher sämtliche Staaten auf Gebieten, wo sie ähnliche Interessen verfolgen, die Zusammenarbeit verstärken.

Dazu zählen die Förderung erneuerbarer Energien, die Harmonisierung der Regeln für den digitalen Handel und die Vernetzung grenzübergreifender Zahlungssysteme, an der die G20 bereits arbeiten. Zwar hält Gopinath die Rolle des Dollar als Leitwährung, der 80% des Welthandels finanziert, nicht für gefährdet. Gleichwohl müssten auch Anstrengungen unternommen werden, um eine Fragmentierung des Weltwährungssystems zu verhindern.

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