Konjunktur bereitet immer mehr Sorgen
Konjunktur macht immer mehr Sorgen
Sentix-Barometer rutscht weiter ab − Einkaufsmanagerindex zeigt Schwungverlust der Dienstleister
Die Konjunktursorgen nehmen zu Beginn des zweiten Halbjahres immer weiter zu − sowohl bei Börsianern als auch Einkaufsmanagern. Vor allem die US-Schwäche schlägt auf alle anderen Regionen durch. Dabei stemmen sich die Dienstleister gegen die zunehmende Industrieschwäche. Aber auch sie verlieren an Dynamik.
ba Frankfurt
Die Aussichten für die Euro-Konjunktur trüben sich deutlich ein. Das überraschend gute Abschneiden im Frühjahr mit einem Wachstum von 0,3% dürfte sich im dritten Quartal nicht wiederholen, wie die endgültigen Daten der Einkaufsmanagerumfrage und der Sentix-Konjunkturindikator signalisieren. Noch weniger trauen die jeweils Befragten allerdings der deutschen Wirtschaft zu.
Nach acht Anstiegen ist der Sentix-Index für den Euroraum zum zweiten Mal in Folge abgerutscht. Die 1.150 befragten Investoren blicken so pessimistisch auf die Euro-Konjunktur wie zuletzt zu Jahresanfang. Der Gesamtindex fiel um 6,6 auf −13,9 Punkte. Sowohl die Lage- als auch die Erwartungskomponente haben weiter nachgegeben. Ökonomen hatten mit einem neuen Zählerstand von −8,0 gerechnet.
„Der ohnehin müde Erholungspfad ist endgültig damit passé“, erklärte Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy. Besondere Sorgen bereite den Anlegern die fragile geopolitische Situation, gerade im Nahen Osten. Aber auch die anstehenden Wahlen, allen voran in Deutschland (Landtagswahlen) sowie in den USA (US-Präsidentschaftswahlen) würden in den Fokus rücken. „Die Ungewissheit über den Wahlausgang erzeugt eine Art Vakuum, zumal auch die Abkühlung der US-Konjunktur schneller voranschreitet und auf den Rest der Welt ausstrahlt“, betonte Hussy. Der Gesamtindex für die USA verliert den vierten Monat in Folge, diesmal um 9,1 auf 1,6 Punkte. „Die restriktive Zinspolitik der Fed kommt nun in der Wirtschaft an“, so Hussys Erklärung.
Für Deutschland schlagen die Börsianer „erneut Rezessionsalarm“. Der Gesamtindex fiel um 12,1 auf −31,1 Zähler. Das Lageurteil fiel um 10,5 auf −42,8 Punkte und war damit so schwach wie im Juni 2020, also zur Hochzeit der Corona-Pandemie. Die Erwartungskomponente rutschte um 4,8 auf −18,5 Zähler ab, was Hussy zufolge für düstere Konjunkturzahlen im nächsten halben Jahr spricht. Dies dürften die kommenden Frühindikatoren wie Ifo, ZEW & Co nachzeichnen.
Die Konjunkturschwäche der größten Euro-Volkswirtschaft wird auch in dem von S&P Global erhobenen Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite deutlich, der Industrie und Dienstleister zusammenfasst. Der Index rutschte im Juli erstmals nach vier Monaten wieder in den rezessiven Bereich, mit 49,1 Zählern allerdings nicht ganz so markant wie zunächst mit 48,7 Punkten gemeldet. Werte unterhalb der 50er-Marke signalisieren eine schrumpfende wirtschaftliche Aktivität. Die Dienstleister stemmen sich aber immer noch der schwächelnden Industrie entgegen, wenn auch nicht mehr ganz so kräftig wie noch zu Jahresbeginn: Mit 52,5 Zählern nach 53,1 Punkten im Juni signalisiert der PMI aber weiter Wachstum.
Die Dienstleister im Euroraum schalteten ebenfalls einen Gang herunter: Wegen nachlassender Nachfrage notiert der PMI nun bei 51,9 Punkten, nach 52,8 im Juni. Der Composite PMI hielt sich mit 50,9 Punkten aber weiter im Wachstumsbereich, zudem wurde die Erstschätzung um 0,1 Punkte nach oben revidiert. In Spanien und Italien fungieren die Dienstleister weiter als Wachstumsmotoren, doch haben sie an Tempo verloren.
In Großbritannien hingegen hat sich die Stimmung im Dienstleistungssektor aufgehellt. Der PMI kletterte um 0,4 auf 52,5 Punkte, die Erstschätzung lag bei 52,4 Punkten. Der PMI für Japans Dienstleister wiederum kehrte auf Wachstumsterritorium zurück: Eine höhere Nachfrage sorgte laut S&P für den Sprung von 49,4 auf 53,7 Zähler.