Konjunkturoptimismus steckt Verbraucher an
Die deutschen Verbraucher lassen sich von der zunehmenden Konjunkturzuversicht anstecken: Im Februar zeigten sie sich erneut etwas optimistischer als im Vormonat. Nachdem die Inflation allerdings auch 2023 noch hoch bleiben wird, wie Experten erwarten, werden die Verbraucher trotz der Stimmungsaufhellung etwaige Anschaffungen und Ausgaben genau überdenken. Denn wenn deutlich mehr für Energie und Lebensmittel – die Haupttreiber der Inflation – bezahlt werden muss, bleibt weniger für andere Ausgaben. Der private Konsum wird also wohl weiter keinen positiven Wachstumsbeitrag leisten.
Die GfK-Konsumklimastudie für Februar zeigt, dass sich sowohl die Konjunktur- als auch die Einkommenserwartung spürbar weiter erholen, wohingegen die Anschaffungsneigung „ihr ständiges Auf und Ab fortsetzt“ – und in diesem Monat etwas zunimmt. Für März prognostizieren die Nürnberger Konsumforscher daher den fünften Anstieg des Konsumklimas in Folge, und zwar auf −30,5 Punkte. Im Februar stand das Barometer bei revidiert −33,8 (zuvor: −33,9) Zähler. Ein ähnliches Ergebnis hatte zu Monatsanfang bereits das Konsumbarometer des Einzelhandelsverbands HDE ergeben. Der Anstieg um knapp 3,4 auf 91,93 Punkte war der stärkste je gemessene, das Vorkriegsniveau von 95,04 Zählern im Januar 2022 ist aber noch nicht wieder erreicht. „Bei weiter anhaltendem Optimismus unter den Verbrauchern könnten sich in den nächsten Monaten positive Impulse für den privaten Konsum ergeben“, hieß es beim HDE. Entscheidend sei dabei der Spielraum der Verbraucher beim verfügbaren Einkommen.
„Trotz anhaltender Krisen, wie dem Ukraine-Krieg, einer schwächelnden Weltwirtschaft sowie hohen Inflationsraten kann das Konsumklima ein weiteres Mal spürbar zulegen“, kommentierte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl. Es bleibe klar auf Erholungskurs, wenn auch auf weiter niedrigem Niveau. „Der Pessimismus der Verbraucher, der im Herbst des vergangenen Jahres seinen absoluten Höhepunkt hatte, schwindet zusehends“, so Bürkl. Als Ursache für den langsam zurückkehrenden Optimismus macht er neben den zuletzt gesunkenen Energiepreisen die Meldungen aus, dass Experten zufolge in diesem Jahr eine Rezession nun doch vermieden werden kann.
Bemerkenswert findet Bürkl, dass der Teilindikator der Einkommenserwartungen seit dem absoluten Tief im September 2022 gut 40 Punkte hinzugewonnen hat – nach dem nunmehr fünften Anstieg in Folge steht er bei −27,3 Punkten. Neben dem stabilen Arbeitsmarkt würden hier die zuletzt weniger stark gestiegenen Energiepreise für den zunehmenden Optimismus sorgen. Dennoch, so mahnt Bürkl, müssten die Verbraucher von einer negativen Entwicklung ihrer realen verfügbaren Einkommen ausgehen. „Schuld daran ist die Preisentwicklung, die nach bisherigen Prognosen in diesem Jahr etwas höher sein wird als der Zuwachs der Einkommen der Haushalte.“
Dass die Anschaffungsneigung mit einem Plus von 1,4 auf −17,3 Punkte nicht von der deutlichen Erholung der Einkommenserwartungen profitieren konnte, ist der GfK zufolge „sicherlich Ausdruck der anhaltenden Verunsicherung, die neben den Krisen vor allem durch die hohe Inflation verursacht wird“. 2022 lag die Inflationsrate im Jahresschnitt bei 6,9%. Das Barometer der Konjunkturerwartungen liegt nach dem vierten Anstieg in Folge auf nun 6,0 Punkte erstmals seit Ausbruch des Ukraine-Krieges wieder über seinem langjährigen Durchschnittswert von etwa null. Das Vorkriegsniveau hat das Barometer bereits im Januar wieder überschritten. Die Konsumenten seien offenbar ebenso wie die überwiegende Mehrheit der Experten der Meinung, dass in diesem Jahr eine Rezession hierzulande – wenn auch knapp – vermieden werden könne, hieß es bei der GfK.
Während im Herbst eine Rezession als Basisszenario galt, so wird der Wirtschaft mittlerweile zumindest ein schmales Plus zugetraut: Sowohl die Bundesregierung als auch die EU-Kommission prognostizieren für 2023 ein Wirtschaftswachstum von 0,2%. Die Bundesbank hingegen zeigte sich in ihrem jüngsten Monatsbericht etwas zurückhaltender: „Im weiteren Jahresverlauf könnte es zwar langsam wieder aufwärtsgehen. Eine wesentliche Verbesserung ist aber noch nicht in Sicht.“ Im Dezember hatte die Notenbank die Wachstumserwartung von 2,4% auf −0,5% gekappt.