Verbraucherpreise

Leichte Abkühlung der US-Inflation weckt Hoffnung auf Zinssenkung im Herbst

Die US-Verbraucherpreise sind im April wie erwartet weniger gestiegen als im Vormonat. Die leichte Entspannung lässt Hoffnungen aufkommen, dass die Fed im September den Leitzins herabsetzen könnte.

Leichte Abkühlung der US-Inflation weckt Hoffnung auf Zinssenkung im Herbst

Geringere US-Inflation weckt Hoffnung auf Zinssenkung

Verbraucherpreise stiegen im April weniger – Ökonomen halten Zinswende im September für möglich

det Washington

Die US-Inflation hat sich im April leicht abgekühlt und weckt leichte Hoffnungen, dass die Notenbank im Herbst die erste Zinssenkung seit 2020 beschließen könnte. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtete, stieg der Verbraucherpreisindex (CPI) im Vorjahresvergleich um 3,4%. Ohne die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise legte der CPI um 3,6% zu. Im März hatte das BLS einen Anstieg der Gesamtrate um 3,5% und der Kernrate um 3,8% festgestellt. Als positiv hoben Ökonomen insbesondere den Rückgang der Monatsraten hervor. Beide Raten zogen um 0,3% an und lagen damit um 0,1 Prozentpunkte unter dem Vormonatswert. 

Hohe Mieten treiben Preise

Als die primären Inflationstreiber erwiesen sich ein weiteres Mal die hohen Wohnkosten, die gegenüber März um 0,4% und im Vorjahresvergleich um 5,5% stiegen. Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC), die zu Jahresbeginn mit einem stärkeren Rückgang der Inflation gerechnet hatten, erwarteten seinerzeit deutlich geringere Mietsteigerungen, die der Fed aber mittlerweile ein Dorn im Auge sind. Höher lagen im April auch die Energiepreise, die im Vergleich zu März um 1,1% und auf Jahressicht um 2,6% kletterten. Immerhin stellte das BLS bei Lebensmitteln im Vormonatsvergleich keinen Preisanstieg fest. Auch verteuerten sich Dienstleistungen außerhalb des Energiesektors weniger als im März. Bei neuen Autos und Gebrauchtwagen gaben die Preise sogar nach.

Analysten begrüßten zwar den Inflationsrückgang, relativierten aber dessen Bedeutung im Kontext der laufenden Zinsdebatte. Josep Lavorgna, Chefökonom bei SMBC Nikko Securities America, stellte fest, „dass wir noch weit von dem zweiprozentigen Inflationsziel entfernt sind“. Er wollte nicht ausschließen, „dass die Fed ihr Inflationsziel anpassen könnte“. Anders schätzt Richard Fisher, ehemaliger Präsident der Federal Reserve Bank von Dallas, die Lage ein. Er hält für möglich, dass Notenbankchef Jerome Powell die Daten bereits vorher kannte und seine jüngsten Aussagen, die zur Geduld mahnen, dies widerspiegelten.

Powell fordert Geduld

Tags zuvor hatte Powell bei einer Bankenkonferenz in Amsterdam signalisiert, dass sich die Fed mit der Zinswende aller Voraussicht nach Zeit lassen wird. Es werde „länger als erwartet dauern, bis die hohen Zinsen die Inflation reduzieren“. Wie zuvor betonte der Fed-Chef, dass „wir geduldig sein müssen und der restriktiven Geldpolitik Zeit geben müssen, um ihre Arbeit zu tun“. Der oberste Währungshüter machte keine Anspielung darauf, dass die jüngste Abschwächung am Arbeitsmarkt den Zeitpunkt der Zinswende vorziehen könnte.

Laut Fisher „wird die Fed auf keinen Fall ihr Inflationsziel neu festsetzen, und ein Rückgang des CPI um 0,1 Prozentpunkte wird die Nadel nicht bewegen“. Auch weist er darauf hin, dass eine Umfrage des Fed-Ablegers in New York ergeben hat, dass eine Mehrheit der Fed-Gouverneure tendenziell mit höherer Inflation rechnet.

Zweifel an Zinsschritt

Einige Tage vorher hatte Fed-Vorstandsmitglied Michelle Bowman sogar gesagt, dass sie angesichts der hartnäckigen Teuerung eine Herabsetzung des Leitzinses im laufenden Jahr für „nicht angemessen“ hält. Die meisten Ökonomen rechnen je nach dem Verlauf der Teuerung während der kommenden Monate frühestens im September mit der ersten Leitzinssenkung seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Das Fed-Watchtool der CME Group schätzte nach der Veröffentlichung des CPI im September die Chancen auf 53%, dass die Fed den Zielkorridor für den Tagesgeldsatz um 25 Basispunkte auf 5,0 bis 5,25% senken wird.

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