Optimistischere Fed bleibt auf Kurs
det Washington
Die US-Notenbank will trotz der Fortschritte beim Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie und der günstigeren Konjunkturaussichten weiter am Nullzins festhalten und Anleihenkäufe im Wert von 120 Mrd. Dollar pro Monat fortsetzen. Nach dem Abschluss der mit Spannung erwarteten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) räumte Notenbankchef Jerome Powell ein, dass „die schlimmsten ökonomischen Szenarien verhindert werden konnten“.
Umfassende fiskal- und geldpolitische Maßnahmen hätten die Wirtschaft gestützt und dazu geführt, dass „sich Wachstums- und Beschäftigungsindikatoren nach oben gedreht haben“, sagte der Fed-Vorsitzende. Relativiert werde dies aber von „Branchen, die von der Coronavirus-Pandemie am härtesten getroffen wurden und weiter schwach bleiben“. Einen pessimistischeren Ton hatte die Fed noch Ende Januar angeschlagen, als es in dem Abschlussprotokoll hieß, dass in den vorangegangenen Monaten „sich das Tempo der Erholung abgeschwächt hat“.
Mittlerweile erkennt die Notenbank auch den zunehmenden Inflationsdruck an und korrigierte verglichen mit Dezember die Prognose für die am PCE-Index gemessenen Teuerungsrate für dieses Jahr von 1,8 auf 2,4% nach oben. Für 2022 und 2023 rechnen die Notenbanker allerdings wieder mit einem Rückgang. Der temporäre Preisanstieg allein reiche nicht aus, um eine Straffung der Geldpolitik zu rechtfertigen, betonte der oberste Währungshüter. Da die Inflationsrate längere Zeit unterhalb der Zielgröße von 2% lag, sei es nun das Ziel „für einige Zeit eine Rate etwas über 2% zu erreichen“. Auf diesem Wege könne sichergestellt werden, dass langfristig ein Durchschnitt von 2% realisiert werde.
Zielkorridor für Leitzins bleibt
Folglich werde man den Zielkorridor für den Leitzins so lange bei 0 bis 0,25% belassen und den monatlichen Kauf von 80 Mrd. Dollar an Staatsanleihen sowie 40 Mrd. Dollar an hypothekenbesicherten Anleihen fortsetzen, bis „substanzielle Fortschritte bei der Erreichung der Ziele von Vollbeschäftigung und Preisstabilität erzielt worden sind“. Wie auch bei vergangenen FOMC-Sitzungen betonte Powell, dass die weiteren konjunkturellen Aussichten entscheidend vom Verlauf der Pandemie und der Durchführung der Impfaktionen abhängen würden. Hier hob er die bereits erzielten Fortschritte allerdings positiv hervor. Nach offiziellen Angaben haben bereits 40 Millionen Amerikaner beide Dosen erhalten.
Auch bekräftigte Powell die Bereitschaft, das gesamte geldpolitische Instrumentarium einzusetzen, um die Folgen der Pandemie abzumildern. Ermutigend sei zudem die Tatsache, dass aufgrund der niedrigen Zinsen die Finanzierungskonditionen weiterhin günstig seien. Dies stelle die Kreditversorgung der Haushalte ebenso wie die der Unternehmen sicher und sei eine weitere unverzichtbare Stütze für die Wirtschaft. Präsident Joe Biden hatte zu Beginn seiner Amtszeit das Ziel erklärt, während der ersten 100 Tage 100 Millionen Amerikaner gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Das Ziel wird aber bereits früher erreicht werden – eine Leistung, die die Mitglieder des Offenmarktausschusses als großen Erfolg hervorhoben. Weitere Fortschritte bei den Impfaktionen könnten jedenfalls die Hoffnung wecken, dass sich die Wirtschaft noch schneller erholt als in der aktualisierten Prognose unterstellt,.
Revidierte Prognosen
Bei seiner anschließenden Pressekonferenz wurde Powell mit Fragen darüber konfrontiert, warum die Fed angesichts der Konjunkturaussichten, die sich deutlich aufgehellt haben, keine Pläne habe, womöglich früher als bisher geplant die geldpolitischen Zügel wieder straffer zu ziehen. Schließlich revidierte das FOMC die Wachstumsprognose für dieses Jahr von 4,2% auf 6,5% und für 2022 von 3,2 auf 3,3% nach oben. Auch erwartet die Fed nunmehr eine beschleunigte Erholung am Arbeitsmarkt. So rechnen die Währungshüter damit, dass die Arbeitslosenquote von derzeit 6,2% bis Ende des Jahres auf 4,5% zurückgehen wird. Die letzten Prognosen hatten für 2021 eine Erwerbslosenquote von 5,0% unterstellt.
Powell begründete die Entscheidung, weiter auf dem bisherigen Kurs zu bleiben damit, dass „die Erholung uneben und noch keineswegs vollzogen“ sei. Eine Reduzierung der Anleihenkäufe komme erst dann in Frage, wenn „tatsächliche und nicht lediglich prognostizierte Fortschritte bei der Erreichung von Vollbeschäftigung und Geldwertstabilität erzielt worden sind.“ Bis Ende 2023 rechnen sieben Mitglieder des FOMC-Ausschusses mit einer Zinserhöhung. Für das Jahr 2022 rechnen lediglich vier Mitglieder mit einer solchen Fed-Entscheidung.