Konjunkturelle Abschwächung droht

Powell sieht Gefahr in Aufschub der Zinswende

Nach Ansicht von US-Notenbankchef Jerome Powell muss die Fed eine Gratwanderung meistern: Zwischen Inflationsbekämpfung auf der einen und dem Erhalt soliden Wirtschaftswachstums auf der anderen Seite.

Powell sieht Gefahr in Aufschub der Zinswende

Powell sieht Gefahr in Aufschub der Zinswende

Konjunkturelle Abschwächung droht – Fed-Chef plädiert dennoch für Geduld

det Washington

US-Notenbankchef Jerome Powell will weitere Fortschritte beim Rückgang der Inflation sehen, ehe die Fed damit beginnt, die Leitzinsen wieder zu senken. Gleichwohl betonte Powell vor dem Bankenausschuss des US-Senats, dass der restriktive zinspolitische Kurs der Notenbank zugleich neue Konjunkturrisiken heraufbeschwören könnte. Wenn die Währungshüter den restriktiven Kurs „zu spät oder in zu geringem Umfang lockern, dann könnte dies die Wirtschaftstätigkeit und den Arbeitsmarkt schwächen“, betonte der Fed-Vorsitzende.

Anlass für Powells Auftritt im Kongress war die Veröffentlichung des geldpolitischen Berichts der Notenbank, den diese zweimal im Jahr publiziert. Darin zeichnete der oberste Währungshüter ein insgesamt positives Bild der aktuellen Konjunkturlage sowie der weiteren Aussichten. Demnach „expandiert die Wirtschaft mit einem soliden Tempo“. Die kräftige Zunahme der Wirtschaftsleistung gegen Ende 2023 sei nun einem moderaten Wachstum gewichen, das sich während des ersten Halbjahres verstetigt habe. Auch habe der Jobmarkt mittlerweile das Niveau vor Ausbruch der Corona-Pandemie erreicht, ohne aber überhitzt zu sein. Die Nachfrage beschrieb Powell ebenfalls als robust, mit einem geringeren, aber soliden Anstieg des Privatkonsums.   

Sorgen bereitet der Fed hingegen die Hartnäckigkeit der Inflation. Wie auch bei vergangenen Auftritten betonte der Notenbankvorsitzende, dass die Teuerung während der letzten Jahre zurückgegangen ist. Dennoch wäre es „nicht angemessen, die Zielzone für den Tagesgeldsatz zu senken, ehe wir stärkeres Vertrauen darin haben, dass sich die Inflation nachhaltig auf die Zielgröße von 2% hinbewegt“. Zwar hätten die wichtigsten Daten während des ersten Quartals dieses Jahres nicht dazu beigetragen, dieses Vertrauen zu stärken. Gleichwohl hätten die jüngsten Berichte zum Verbraucherpreisindex (CPI) und zum PCE-Deflator „auf weitere, moderate Fortschritte hingedeutet“.  

Unterdessen machte Powell klar, dass die Notenbank mittlerweile vor einer dualen Herausforderung steht. Falls sie voreilig den Leitzins heruntersetzt oder die Zügel zu weit lockert, könnten die Währungshüter die bereits erzielten Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung gefährden. Hält die Fed andererseits zu lange an ihrem restriktiven Kurs fest, dann bestehe die Gefahr, dass sie damit das Wachstum abwürgt.

Die jüngsten Prognosen des Fed-Offenmarktausschusses (FOMC) deuten auf lediglich eine Lockerung in diesem Jahr hin. Experten rechnen damit, dass das FOMC bei seiner geldpolitischen Sitzung im September den Zielkorridor für die Federal Funds Rate um 25 Basispunkte heruntersetzen wird.

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