Sanktionen schlagen stärker auf Russland durch
Die Vielzahl an verhängten Sanktionen des Westens gegen Russland wegen dessen Angriffskrieg auf die Ukraine dürften 2023 stärkere Auswirkungen auf die russische Wirtschaft haben als noch im vergangenen Jahr. Die Ratingagentur Moody’s rechnet damit, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr real um 3% sinken wird, nach rund 2% im Jahr 2022.
Insbesondere das Embargo für Rohöl aus dem Seeverkehr und für raffinierte Ölprodukte wird laut Moody’s 14% der russischen Warenexporte betreffen. Der durch die Sanktionen unter Druck stehende Export wirkt sich auch negativ auf die Leistungsbilanz aus. „Wir erwarten, dass niedrigere Exporteinnahmen die Leistungsbilanz reduzieren werden, was wiederum den Rubel unter Druck setzen und die Inflation befeuern könnte“, schreibt Moody’s. Dennoch dürfte die Inflationsrate 2023 sinken, da anders als 2022 die Werte nicht mehr mit den Inflationsraten von vor Kriegsbeginn verglichen werden. Auch die Ratingagentur Scope äußerte sich am Freitag zum russischen Staatsdefizit. Sie geht davon aus, dass das Defizit aufgrund der niedrigen Einnahmen aus Öl- und Gasexporten in diesem Jahr auf 3,5% des BIP steigen wird. 2022 lag es bei rund 2%. Allerdings dürfte Russland das Loch im Staatsetat noch ohne größere Probleme stopfen können. „Bis auf weiteres kann Russland sein Defizit relativ leicht finanzieren, indem es den Nationalen Vermögensfonds in Anspruch nimmt“, betonte Scope. Dieser dürfte allerdings schmelzen: Ende 2024 werde der Fonds voraussichtlich nur noch 3,7% des BIP entsprechen, nachdem er kurz vor Ausbruch des Krieges noch 10,4% ausmachte.
Die Bundesregierung zeigte sich am Freitag mit den Auswirkungen der Sanktionen zufrieden. Russland füge sich mit dem Angriffskrieg und der zunehmenden Isolation selbst einen schweren langfristigen Schaden zu. „Deshalb glauben wir, dass diese Sanktionen richtig, wirksam und gerechtfertigt sind“, sagte ein Regierungssprecher.