Wachstumsfolgen der US-Handelspolitik

Trumps Zollkrieg höhlt eigene Bonität aus

Ratingagenturen erwarten durch die Zoll-Attacke von US-Präsident Trump weltweit schwächeres Wachstum. Die USA stehen vor einer Rezession, ihre Bonität kommt zunehmend unter Druck.

Trumps Zollkrieg höhlt eigene Bonität aus

Zollkrieg gefährdet US-Bonität

Schwächeres Wachstum und höhere Staatsausgaben steigern Defizit und säen Misstrauen

Ratingagenturen erwarten durch die Zoll-Attacke von US-Präsident Trump weltweit schwächeres Wachstum, mehr Inflation und negative Zweitrundeneffekte bis hinein in die Lieferketten wie seinerzeit in der Coronakrise. Die USA stehen vor einer Rezession, ihre Bonität und der Dollar kommen zunehmend unter Druck.

lz Frankfurt

Die Wirkungskette, die Trumps neuerliche Zoll-Attacke auf den Welthandel losgetreten hat, ist leicht nachzuvollziehen: Höhere Zölle bremsen die Importe, schädigen damit die Lieferländer, verteuern aber zugleich schlecht ersetzbare ausländische Produkte in den USA. Die Preise steigen. Wegen der Zollmauern droht zudem der Abriss von Lieferketten. Die Zollkrise wirkt damit auf andere Sektoren durch. Zugleich legen sich die Börsenturbulenzen wie Mehltau auf das Wachstum: Investoren und Konsumenten halten sich zunehmend zurück. Kurz: Es kommt zu Wachstumsverlusten samt steigender Inflation. Ein Abwärtsstrudel kommt in Gang, was wiederum die Notenbanken auf den Plan ruft.

Wachstumsprognosen gesenkt

Die Ratingagenturen S & P, Fitch, Scope, Moodys und Creditreform haben ihre Wachstumsprognosen bereits weitläufig reduziert. Mit Blick auf die EU sind Zollgüter im Volumen von rund 380 Mrd. Euro direkt betroffen, was etwa 2 % der EU-Wertschöpfung ausmacht. Viele Analysten wollen sich zwar nicht auf eine Wachstumszahl festlegen, aber die meisten rechnen mit einem Euro-BIP unter 1 % im laufenden Jahr. Außerdem würden die Zölle, so Creditreform, „die bestehenden Schwachstellen noch verschärfen“.

Moodys warnt vor indirekten Effekten

Moodys hält die indirekten Effekte für besonders gefährlich, weil sie alle Geschäfte durchdringen, das Geschäftsvertrauen sinkt, die Unsicherheit zunimmt und die Planbarkeit untergraben wird. Für Deutschland beziffert S & P-Europavolkswirt Silvain Broyer den negativen Impact auf 0,6 % des BIP, der sich auf die Jahre 2025 und 2026 verteilen werde. S & P rechnet zudem mit einer zusätzlichen Zinssenkung der EZB. Weil die Inflation sich im Euroraum noch im Rahmen halten dürfte, sei das für die EZB möglich. Stärker als Deutschland ist ihm zufolge Irland betroffen, wo 1,8 % des BIP durch die Zölle im Feuer stehen.

Fast alle Ratinganalysten sind sich einig, dass wegen der neuen Zollmauern die Bonität jener Volkswirtschaften neu bewertet werden müsste, die stark am Export hängen. Doch die stärksten negativen Folgen treffen die US-Wirtschaft selber. Manche sagen sogar eine unmittelbar bevorstehende Rezession voraus und warnen vor einer beschleunigten Erosion der Schuldentragfähigkeit. Die Ratingagentur Scope etwa rechnet bis 2029 wegen der Zollfolgen mit einer deutlich ansteigenden US-Staatsverschuldung auf bis zu 140 % des BIP − deutlich über den Werten Großbritanniens (114 %) sowie Frankreichs (119 %) und auf der Höhe Italiens (139 %). Diese Entwicklung sei wegen des sich rasant weiter verschlechternden fiskalischen Ausblicks „nicht nachhaltig“, warnen die Bonitätswächter.

Dies ist nach Ansicht zahlreicher Rating-Studien besonders gefährlich, weil dies einhergeht mit einer zunehmenden Erschütterung des Dollar als Weltreservewährung. Trump habe das Vertrauen in die USA als sicherer Hafen auf Spiel gesetzt, schreibt auch die Deutsche Bank in einer Zoll-Analyse. Dafür verantwortlich seien nicht nur die neuen Zölle, sondern auch die Äußerungen der Trump-Administration gegenüber Staaten wie Kanada, Grönland, der Ukraine, Europa und der Nato als Verteidigungsbündnis. Selbst wenn die Zölle zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurückgenommen würden, schreiben die Ökonomen, werde sich die Diversifizierung weg von den USA zunächst fortsetzen − handelspolitisch, geopolitisch und mit Blick auf die Kapitalflüsse. Und es brauche „lange Zeit, bis das Vertrauen wieder zurückkommt“.

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