Außenhandel

US-Anteil an deutschen Exporten steigt auf Zweijahreshoch

US-Zölle verschonen vorerst Elektronik, treffen aber deutsche Pharma-, Fahrzeug- und Maschinenbauprodukte schwer. Deutschland exportierte 2024 Waren im Wert von 161,3 Mrd. Euro in die USA.

US-Anteil an deutschen Exporten steigt auf Zweijahreshoch

US-Anteil an deutschen Exporten steigt auf Zweijahreshoch

10,4 Prozent der Ausfuhren stehen US-Importen von 7 Prozent gegenüber – Abhängigkeit in einzelnen Bereichen hoch

ba Frankfurt

Elektronische Geräte wie Smartphones und Computer bleiben von den verschärften Zollbestimmungen der USA verschont – zumindest vorerst, wie US-Handelsminister Howard Lutnick am Sonntag klarstellte. Im Laufe dieser Woche will US-Präsident Donald Trump die Höhe der Zölle auf importierte Halbleiter bekanntgeben. Von den Waren „Made in Germany“ werden von den US-Zöllen vor allem solche aus den Branchen wie der Pharmaindustrie und Medizintechnik, dem Fahrzeug- sowie dem Maschinenbau besonders schwer getroffen. „Für viele Exportgüter aus diesen Branchen sind die Vereinigten Staaten der bedeutendste Absatzmarkt“, betonte das Statistische Bundesamt (Destatis). 2024 exportierte Deutschland insgesamt Waren im Wert von gut 161,3 Mrd. Euro in die USA. Destatis zufolge war das gut ein Zehntel (10,4%) aller deutschen Exporte und damit der höchste Anteil seit 2002.

Deutsche Exportmärkte auf Wachstumskurs

Viele US-Hersteller hatten aus Sorge vor dem neuen Zollregime ihre Lager in den vergangenen Monaten verstärkt mit ausländischen, und damit auch deutschen, Produkten gefüllt. Daher zeigte sich das Handelsumfeld im März etwas positiver als im Vormonat – die treibenden Kräfte waren Nordamerika und Europa, kommentierte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt bei der Hamburg Commercial Bank (HCOB) den Anstieg der HCOB-PMI-Exportbedingungen um 0,6 auf 50,9 Punkte. Werte oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Zählern signalisieren wirtschaftliche Expansion. Allerdings würden schon jetzt viele Umfrageteilnehmer von Hürden bei zukünftigen Investitionen angesichts der zusätzlichen Handelszölle berichten, erklärte S&P Global, die die Umfrage erhebt. Während in Europa die Geschäftstätigkeit zwar zulegte, dabei aber immer noch unter dem globalen Vergleichswert blieb, hielt sich der entsprechende Index für Asien im grünen Bereich. Während die US-Wirtschaft trotz eines starken Produktionsrückgangs weiter an Schwung gewann, ließen die US-Zölle kanadische und mexikanische Exporte einbrechen.

In Einzelfällen deutlich höhere Abhängigkeit

Im März hatten vor allem die Exportaufträge für deutsche Maschinen und Technik zugelegt. 2024 gingen 12,6% der exportierten Maschinen in die USA, der Warenwert betrug dabei 31,8 Mrd. Euro. Am größten ist die Abhängigkeit aber im Pharmabereich: So ging knapp ein Viertel (23,8%) aller deutschen Pharma-Exporte in die USA, den Warenwert gibt Destatis mit rund 27,0 Mrd. Euro an. Einen besonders hohen Anteil hatten die USA aber auch bei Luft- und Raumfahrzeugen (17,1% bzw. 5,8 Mrd. Euro) sowie bei optischen und fotografischen Erzeugnissen (14,9% bzw. 11,8 Mrd. Euro). Zu letzteren gehören auch medizinische Instrumente, Röntgenapparate, Geräte für Strahlentherapie oder andere Mess- und Prüfinstrumente. Zudem gingen 13,0% aller exportierten Kraftfahrzeuge und Landfahrzeuge (34,0 Mrd. Euro) in die USA. Bei einzelnen Exportgütern sind die Handelsbeziehungen mit den USA noch deutlich enger, berichten die Wiesbadener Statistiker: So ging gut ein Drittel aller exportierten Antisera und Vakzinen in die USA, bei Triebwerken und Gasturbinen war es ein Viertel.

Bei Hubschraubern, Flugzeugen und Raumfahrzeugen wie etwa Satelliten wurden 20,7% in die USA versandt, bei dosierten oder für den Einzelverkauf bestimmten Arzneiwaren waren es 17,8% und bei Personenkraftwagen 15,6%.

7% der deutschen Importe kommen aus den USA

In der Gegenrichtung sind die USA etwas weniger bedeutend: Sie rangieren bei den deutschen Importen hinter China und den Niederlanden nur auf Rang drei. Zu den am meisten nach Deutschland eingeführten Waren gehören optischen und fotografischen Erzeugnissen, darunter fallen insbesondere medizinische Instrumente, Apparate und Geräte (19,9% oder gut 9,1 Mrd. Euro). Es folgten 2024 die Pharma-Importe mit 16,9% (12,1 Mrd. Euro) sowie Luft- und Raumfahrzeuge mit 15,9% (1,9 Mrd. Euro) und 13,6% der importierten mineralischen Brennstoffe (14,8 Mrd. Euro) – vorwiegend Erdöl und Steinkohle. Insgesamt stammten 7% der Importe nach Deutschland bzw. Waren im Wert von 91,5 Mrd. Euro aus den USA.

Aber auch bei den Importen ist die Abhängigkeit von den USA bei einzelnen Gütern erheblich höher. Destatis nennt etwa Sojabohnen, die zu knapp zwei Dritteln (64,1%) aus den USA stammten. Hohe Anteile hatten die Einfuhren von dort auch bei Triebwerken und Gasturbinen (49,5%), bei Diagnostik- oder Laborreagenzien (40,3%), bei den Steinkohle-Importen (32,2%), bei Prothesen und orthopädischen Vorrichtungen (27,4%), bei medizinischen Instrumenten, Apparaten und Geräten (26,0%) sowie bei rohem Erdöl (18,9%).

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