US-Einfuhrpreise geben erneut nach
det Washington
Nach den Erzeugerpreisen hat nun auch die US-Ausfuhrwirtschaft ein weiteres Signal dafür geliefert, dass sich die Lage an der Inflationsfront ein wenig zu entspannen scheint. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtete, gaben im August die Preise für Einfuhren um 1,0% nach. Im Juli hatten sich Importe um 1,5% verbilligt. Damit sind die Preise zum ersten Mal seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie zwei Monate in Folge gesunken. Zwar legten die Einfuhrpreise im Vorjahresvergleich um 7,8% zu. Gleichwohl handelt es sich dabei um den geringsten Anstieg seit März vergangenen Jahres.
Preisrückgang bei Energie
Entscheidend für den Rückgang der Gesamtrate waren im August billigere Energieprodukte. So fielen die Treibstoffpreise um 6,8%, lagen aber um 48,5% über dem Vorjahresniveau. Werden die schwankungsanfälligen Treibstoffpreise ausgeklammert, dann wurde gegenüber dem Vormonat ein Minus von 0,2% und auf Jahressicht ein Anstieg um 3,9% gemessen. Die Ausfuhrpreise gaben um 1,6% nach. Auf Jahressicht verteuerten sich die Exporte aber um 10,8%. In einem getrennten Bericht meldete das BLS für die vergangene Woche einen Anstieg der Erstanträge auf Arbeitslosengeld um 5000 auf 218000. Die Zahl der fortdauernden Anträge lag kaum verändert bei 1,4 Millionen.
Zuvor hatte das Ministerium bei den Preisen auf Produzentenebene für August eine deutlich geringere Jahresrate gemeldet sowie auch bei den Verbraucherpreisen, die auf Jahressicht aber stärker zulegten, als Experten vorausgesagt hatten. Ungeachtet der jüngsten Hinweise darauf, dass die Inflation ihren Höhepunkt überschritten haben könnte, gilt als sehr wahrscheinlich, dass die US-Notenbank kommenden Mittwoch bei der Sitzung ihres Offenmarktausschusses (FOMC) eine Anhebung des Leitzinses um 75 Basispunkte beschließen wird. Schließlich lag der PCE-Preisindex, das bevorzugte Inflationsmaß der Fed, im Juli bei 6,3% und an der Kernrate gemessen bei 4,6% und bewegt sich somit deutlich oberhalb des zweiprozentigen Inflationsziels der Währungshüter.
Neben der Inflation wird die Notenbank angesichts der hartnäckigen Sorgen um eine mögliche Rezession auch andere Konjunkturindikatoren im Auge behalten. Dazu zählt die von der Fed ermittelte Entwicklung der Industrieproduktion, die im August für eine leichte Enttäuschung sorgte. So gab die Fertigung in der Industrie um 0,2% nach. Erwartet hatten Ökonomen einen Anstieg in derselben Höhe. Zuvor war die Produktion um 0,5% gestiegen. Beim verarbeitenden Gewerbe wurde ein Plus von 0,1% gemessen. Gegenüber August 2021 nahm die Fertigung in der Industrie um 3,7% und im verarbeitenden Gewerbe um 3,3% zu.
Positive Signale kamen von der Federal Reserve Bank von New York. Deren sogenannter Empire State Index für das verarbeitende Gewerbe schoss um fast 30 Zähler hoch und erreichte – nach einem Tief von minus 31,3 Punkten – im September einen Wert von minus 1,5 Punkten. Der Fed-Ableger meldete mehr Neuaufträge sowie eine steile Zunahme bei den Lieferungen. Der Anteil der befragten Unternehmen, die von einem günstigeren Geschäftsklima sprachen, und jener, die das Umfeld schlechter als zuvor einschätzten, hielt sich in etwa die Waage. Der Index der Federal Reserve Bank von Philadelphia, ebenfalls für das verarbeitende Gewerbe, rutschte im September von 6,2 auf minus 9,9 Zähler.
Einzelhandel durchwachsen
Unterdessen scheint die Teuerung auch auf den Einzelhandel durchzuschlagen. Nach Angaben des US-Handelsministeriums kletterten die Einzelhandelsumsätze im August um 0,3%. Einen bedeutenden Beitrag dazu leisteten die höheren Preise, die mit der Ausnahme von Benzin auf breiter Front zugelegt hatten. Ohne Berücksichtigung von Autos schrumpften die Erlöse um 0,3%. Erwartet hatten Bankvolkswirte hingegen einen leichten Anstieg. Den Verkaufszahlen kommt aus gesamtwirtschaftlicher Sicht deswegen Bedeutung zu, weil die Verbraucherausgaben in den USA fast 70% der Wirtschaftsleistung ausmachen.