Teuerung

US-Inflation legt weiter zu

Die Inflationsrate ist in den USA auf den höchsten Stand seit 1982 gestiegen. Obwohl der Preisdruck weiter zunimmt, könnte die andauernde Krise in der Ukraine auch Einfluss auf den geldpolitischen Kurs der Notenbank haben. Erwartet wird jedenfalls im März eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte.

US-Inflation legt weiter zu

det Washington

Angesichts der weiter steigenden Inflationsrate in den USA haben einige Fed-Gouverneure die Bereitschaft zu einer Verschärfung des geldpolitischen Kurses – trotz der Geschehnisse in der Ukraine – bekräftigt. Indes meldete das Handelsministerium, dass die Inflationsrate in den USA – gemessen am PCE-Preisindex, also dem bevorzugten Indikator der Notenbank Fed – im Januar auf den höchsten Stand seit fast 40 Jahren gestiegen ist. Unklar bleibt allerdings, welchen Einfluss die russische Invasion in die Ukraine während der nächsten Monate auf die Zinspolitik haben könnte.

Zunächst äußerten sich führende Notenbanker jedoch optimistisch hinsichtlich der angestrebten Zinswende durch die US-Notenbank. Im halbjährlichen Bericht der Fed an den US-Kongress heißt es, es sei „bald“ an der Zeit, um Zinssätze anzuheben. Fed-Vorstand Christopher Waller will im März eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte unterstützen. Auch James Bullard, Vorsitzender des Fed-Ablegers in St. Louis, bekräftigte, dass der Leitzins bis Juli um 1 Prozentpunkt angehoben werden müsse. Allerdings schränkte der Präsident der Richmond-Fed, Thomas Barkin, ein, die Notenbanker müssten die Vorfälle in der Ukraine genau beobachten – auch und gerade mit Blick auf die hohen Ölpreise.

Der PCE-Preisindex legte im Januar um 0,6% und im Vorjahresvergleich um 6,1% zu. Bei der Jahresrate handelt es sich um den stärksten Anstieg seit April 1983. Die Kernrate, die schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, zog um 0,5% und gegenüber Januar 2021 um 5,2% an. Auf Jahressicht waren die Preise zuletzt im Februar 1982 so stark geklettert.

Auffallend ist nach Ansicht von Ökonomen, dass die hohen Preise keineswegs die Kauflaune der Konsumenten dämpften. Laut BEA schossen die Verbraucherausgaben gegenüber dem Vormonat um 2,1% hoch und übertrafen damit deutlich die Markterwartungen. Im Dezember, in dem die Ausgaben wegen des Weihnachtsgeschäfts traditionell kräftig zulegen, hatten diese um 0,8% nachgegeben. Bemerkenswert ist der Anstieg der Ausgaben auch deswegen, weil die Privateinkommen im Januar unverändert blieben. Im Dezember hatten die Einkommen um 0,4% zugelegt. Nach Ansicht von Paul Ashworth, Volkswirt bei Capital Economics, unterstreichen die konsumfreudigen Verbraucher jedenfalls, „dass die Wirtschaft sich in einem stärkeren Zustand befindet, als wir bisher angenommen hatten“. Ein weiteres Signal für robustes Wachstum hatte das BEA am Donnerstag gemeldet, als die Behörde die annualisierte Wachstumsrate für das Schlussquartal des Vorjahres von 6,9 auf 7,0% nach oben revidierte. Auf solides Wachstum in der Industrie deutete im Januar die Zunahme der Auftragseingänge für langlebige Güter hin. Diese nahmen laut Handelsministerium um 1,6% zu. Im Dezember war ein Plus von 1,2% gemessen worden. Ohne Berücksichtigung des Transportsektors stiegen die Bestellungen um 0,7% und ohne Rüstungsgüter um 1,6%.

Laut Ashworth wird die Fed jedenfalls auf Kurs bleiben und im März die geplante Zinswende einläuten. Zu erwarten sei nun, „dass das FOMC den Zielkorridor für die Federal Funds Rate um 25 Basispunkte hochschrauben wird“. Durch den Konflikt in der Ukraine sei eine Straffung um 50 Basispunkte weniger wahrscheinlich geworden. Zudem hatten einige Fed-Gouverneure zuletzt signalisiert, dass sie eine so kräftige Zinserhöhung derzeit nicht für notwendig halten. Wie aus dem Fedwatch Tool der CME Group hervorgeht, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die Währungshüter im März den Leitzins nur geringfügig hochschrauben werden, bei 75%.

Stimmung trübt sich ein

Indes hat sich nach der robusten Zunahme der Verbraucherausgaben die Stimmung unter Konsumenten im Februar leicht eingetrübt. Der Index der University of Michigan gab im Vorjahresvergleich um 18,2% nach und fiel auf 62,8 Punkte, den niedrigsten Stand seit zehn Jahren. Als Gründe hierfür nannte der zuständige Chefökonom Richard Curtin den Kaufkraftverlust und die Folgen für die privaten Finanzen, die Erwartung höherer Zinsen und das mangelnde Vertrauen in Politiker, effektive Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Auch sind die Erwartungen für die weiteren Konjunkturaussichten auf den tiefsten Stand seit einer Dekade gefallen.