Verunsicherung durch Trump

US-Notenbank scheut vor Zinssenkung zurück

Die US-Notenbank tastet den Leitzins nicht an. Sie will zunächst sehen, wie sich die von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelskonflikte auf die Wirtschaft und die Inflation auswirken.

US-Notenbank scheut vor Zinssenkung zurück

Die US-Notenbank Federal Reserve scheut angesichts der noch nicht absehbaren Folgen des Politikwechsels in Washington vor einer Zinssenkung zurück. Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell tasteten den geldpolitischen Schlüsselsatz am Mittwoch nicht an. Er liegt weiter in der Spanne von 4,25 bis 4,50%, so wie es von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen erwartet hatten.

Die Notenbanker avisierten für 2025 zugleich eine Senkung um insgesamt einen halben Prozentpunkt. Damit behielten sie ihren Zinsausblick vom Dezember bei. Sie erwarten zudem ein schwächeres Wirtschaftswachstum in diesem Jahr von nur noch 1,7%; im Dezember hatten sie noch 2,1% prognostiziert. Die Inflation dürfte hingegen mit 2,7% (Dezember: 2,5%) höher ausfallen als bislang gedacht. Fed-Chef Jerome Powell sagte in der Pressekonferenz am Abend, ein „guter Anteil der zusätzlichen Inflation“ sei auf die Zölle zurückzuführen. An den Terminmärkten wird die Chance auf eine Zinssenkung im Juni nunmehr auf mehr als 62% geschätzt.

Fed sieht keinen Handlungsdruck

Die Federal Reserve machte klar, dass sie keine Eile mit weiteren Lockerungen hat, nachdem sie Ende vorigen Jahres drei Schritte nach unten ging. US-Präsident Donald Trump, der am 20. Januar ins Weiße Haus einzog, hat einen Handelskrieg mit China, den Nachbarn Kanada und Mexiko sowie auch der EU angezettelt. Die Fed will zunächst mehr Klarheit, welche Folgen diese Konflikte für Wirtschaft und Inflation haben. „Für die weitere Entwicklung wird der Kurs der US-Regierung in der Handelspolitik und der Migrationspolitik von entscheidender Bedeutung sein“, sagte Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust, mit Blick auf die Zinsen und die US-Wirtschaft.

Zölle bergen Inflationsrisiken

Hinsichtlich der Inflation blicken die Währungshüter besonders auf die Preisentwicklung eines festen Warenkorbs, der auf die persönlichen Ausgaben der US-Konsumenten bezogen ist. Der auf dieser Basis berechnete PCE-Index legte im Januar nur noch um 2,5% zu, nachdem die Rate im Dezember 2,6% betragen hatte. Das Ziel der Zentralbank liegt bei 2,0%. Die von dem US-Präsidenten verhängten oder ins Auge gefassten Strafzölle bergen nach Ansicht vieler Fachleute neue Inflationsgefahr - eine düstere Aussicht, die unter Investoren bereits Rezessionsängste aufkommen ließ. Durch die Zölle dürften sich Einfuhren aus den betroffenen Ländern verteuern. Trump hält die Handelshürden indes für notwendig. Sie dienten dazu, US-Arbeitsplätze zu erhalten und für eine florierende Wirtschaft zu sorgen.

Ein Balanceakt

Stephan Bales, Senior Economist bei der KfW, verweist darauf, dass die Fed angesichts der weiterhin hohen Unsicherheit die Füße stillhalte: „Der Druck auf die US-Notenbank dürfte jedoch mit jeder weiteren Zinspause im Laufe des Jahres zunehmen.“ Auf der einen Seite stünden Rezessionssorgen und ein perspektivisch abkühlender US-Arbeitsmarkt. Auf der anderen Seite drohe die Handelspolitik Trumps das Preisstabilitätsziel der Fed zu gefährden. „Damit nicht genug, könnten Trumps anhaltende Forderungen nach niedrigen Zinsen in einem Konflikt mit Notenbankchef Powell enden und die bestehenden Turbulenzen an den Finanzmärkten weiter verschärfen.“ Dadurch könnte die Zinspolitik nach Ansicht des Ökonomen zum Balanceakt für die US-Notenbank werden.