Verbraucher starten miesepetrig ins neue Jahr
Miesepetriger Start ins neue Jahr
GfK-Konsumklima fällt – Sparneigung so hoch wie lange nicht – Inflation gibt den Spielverderber
ba Frankfurt
Die deutschen Verbraucher knausern zu Jahresbeginn. Ihre Erwartungen an die Konjunktur und die eigenen Finanzen sind mau. Die hohe Inflation und die geopolitischen sowie wirtschaftliche Unsicherheiten schieben die Konsumwende hinaus.
Die freundliche Verbraucherstimmung ist so schnell verflogen, wie sie aufgeflackert ist: Zu Jahresbeginn zeigten sich die deutschen Konsumenten verschnupft. In der Konsumklimastudie Januar des GfK und des Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) zeigt sich, dass derzeit so viel gespart wird wie seit der globalen Finanzkrise nicht mehr und die Erwartungen an die eigenen Finanzen und die Konjunktur nachgelassen haben. Größere Anschaffungen werden daher hinausgezögert. Solange die Krisen, Kriege und die anhaltend hohe Inflation die Menschen verunsichern, wird sich die Verbraucherstimmung nicht nachhaltig erholen, mahnen die Nürnberger Konsumforscher.
Erholung lässt auf sich warten
"Das Jahr 2024 startet für die Verbraucherstimmung in Deutschland sehr enttäuschend", erklärte NIM-Konsumexperte Rolf Bürkl. Sowohl die Konjunktur- und Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung zeigten spürbare Einbußen, so dass das Konsumklima nach dem Anstieg im Vormonat wieder deutlich zurückgehe. Das Barometer wird für Februar mit –29,7 Punkten prognostiziert. Das sind 4,3 Zähler weniger als im Vormonat. Einen schlechteren Wert gab es zuletzt im März 2023 mit –30,6 Zählern. Ökonomen hatten auf einen neuen Wert von –24,6 Punkten gesetzt.
Sie erwarten, dass der Privatkonsum in diesem Jahr das Wirtschaftswachstum anschiebt. Nachdem auch jüngste Daten zu den Unternehmen – wie der Einkaufsmanagerindex oder das Ifo-Geschäftsklima – negativ ausgefallen sind, wird sich die erhoffte Erholung weiter verzögern. Einige Ökonomen erwarten, dass die Konjunktur erst 2025 wieder anspringt und die Wirtschaftsleistung in diesem ebenso wie im vergangenen Jahr um 0,3% schrumpft. Der Konjunkturpessimismus der Verbraucher ist indes so ausgeprägt wie zuletzt im Dezember 2022.
"Herber Rückschlag"
„Die Verbesserung des Konsumklimas im Vormonat war offenbar nur ein kurzes Aufflackern vor Weihnachten", erklärte Bürkl. "Falls es Hoffnungen gab, dass sich die Stimmung nachhaltig erholen kann, so wurden diese im Januar wieder zunichte gemacht." Der "herbe Rückschlag" zu Jahresbeginn beruhe maßgeblich auf dem spürbaren Anstieg der Sparneigung – so hoch war diese zuletzt im August 2008.
Spielverderber Inflation
Es ist vor allem die Inflation, die die Verbraucher umtreibt. In einer separaten Analyse macht die GfK die Sorge wegen hoher und noch steigender Preise bei Lebensmitteln und Energie als Ursache dafür aus, dass die Anschaffungsneigung wieder so gering ist wie noch im vergangenen November. "Damit liegt das Thema Inflation weit vor allen anderen genannten Gründen, wie z.B. politische und wirtschaftliche Unsicherheit sowie die schlechte eigene finanzielle Lage", heißt es bei der GfK.
Die Inflation von aktuell 3,8% nach europäischer Berechnung (HVPI) ist es auch, die die Einkommenserwartungen zurück auf den Stand von März 2023 gedrückt hat. Die Rückkehr zum regulären Mehrwertsteuersatz von 19% in der Gastronomie zu Jahresbeginn 2024 sowie die Erhöhung der CO2-Abgabe für Energie wird den Marktforschern zufolge "vermutlich den Preisauftrieb fördern und die Einkommenserwartung weiter schwächen".