Verhaltene Zuversicht für Euro-Wirtschaft
Verhaltene Zuversicht für Euro-Wirtschaft
Prognosen im Konjunkturtableau leicht gesenkt − Industrieproduktion stagniert im Oktober
Von Alexandra Baude, Frankfurt
Die Euro-Wirtschaft dürfte bald wieder Tritt fassen, auch wenn die jüngsten Stimmungsumfragen nicht allzu rosig ausgefallen sind. Ökonomen sind sich jedenfalls über die Wachstumstreiber des kommenden Jahres einig: Im Zuge der nachlassenden Inflation bei zugleich steigenden Löhnen dürfte sich der private Konsum beleben, die anziehende Auslandsnachfrage die Exportwirtschaft stützen und die dämpfende Wirkung des geldpolitischen Kurses der Europäischen Zentralbank (EZB) langsam nachlassen. Die Einschätzung der EZB-Fachleute aus ihrer November-Projektion spiegelt sich insofern auch im aktuellen Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung und des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).
„Die Anzeichen einer allmählichen wirtschaftlichen Erholung mehren sich“, erklärt ZEW-Experte Alexander Glas mit Blick auf das Wachstum der Euro-Wirtschaft, das sich von 0,2% im Frühjahr auf 0,4% im Sommer verdoppelt hat. Für Schwung hatten im dritten Quartal vor allem der private, aber auch der staatliche Konsum gesorgt, ebenso wie die Bruttoanlageinvestitionen und die Lagerhaltung. Die positiven Signale aus der Realwirtschaft allerdings schlagen sich Glas zufolge aktuell noch nicht in den BIP-Erwartungen der Experten im Konjunkturtableau nieder. Für das zu Ende gehende Jahr wird unverändert ein Wachstum von 0,8% erwartet.
Investitionen bleiben mau
Die Prognose für 2025 wurde allerdings im Vergleich zur vorherigen Veröffentlichung im November um 0,1 Prozentpunkte auf 1,2% gesenkt. Mit dem Schritt nach unten sind die Auguren in bester Gesellschaft: Die EZB-Projektion für 2025 wurde um 0,2 Punkte auf 1,1% gekappt, die für 2026 um 0,1 Punkte auf 1,4%. „Das erwartete Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr wird laut den Experten vor allem durch den Exportsektor getrieben, wohingegen bei den Anlageinvestitionen weiterhin ein unterdurchschnittliches Wachstum erwartet wird“, erklärt Glas. Allerdings liege das für 2025 erwartete Wachstum bei den Anlageinvestitionen ganze 1,7 Prozentpunkte über der Prognose für 2024 und somit deutlich im positiven Bereich.
Deutschland hinkt hinterher
Im Gegensatz zum Rest der Eurozone kommt die deutsche Wirtschaft den Ökonomen zufolge weiter nicht in Fahrt. Im bisherigen Jahresverlauf hatte das BIP von +0,2% im Startabschnitt über -0,3% im Frühjahr und +0,2% im Sommer geschwankt.
„Auch im vierten Quartal 2024 und im ersten Quartal 2025 dürfte die deutsche Wirtschaft nicht über eine Stagnation hinauskommen“, schreibt die Bundesbank nun in ihrem Monatsbericht Dezember. In der halbjährlich vorgelegten Prognose wird für 2024 ein Schrumpfen des BIP um 0,2% erwartet, 2025 soll es dann ein Plus von 0,2% werden. Das Konjunkturtableau zeichnet ein etwas freundlicheres Bild: Für 2024 wurde die Prognose im Vergleich zum November um 0,2 Punkte auf −0,1% reduziert und die für 2025 um 0,3 Punkte auf +0,5% gekappt. „Somit gehen die Experten auch für das kommende Jahr von einem bestenfalls moderaten Wirtschaftswachstum aus“, so Glas.
Im November ist die Inflationsrate im Euroraum zum zweiten Mal in Folge spürbar gestiegen, und zwar um 0,3 Punkte auf 2,3%. „Dieser Anstieg der Inflation wird jedoch gemeinhin als temporäres Phänomen eingestuft und auf Basiseffekte durch die Ende 2023 stärker als aktuell gesunkenen Energiepreise zurückgeführt“, erklärt Glas. Passend zu dieser Einschätzung blieben die Inflationserwartungen im Konjunkturtableau mit 2,4% auf Sicht des gesamten Jahres 2024 sowie 2,1% für 2025 unverändert. Passend zu den stabilen Inflationserwartungen für das kommende Jahr, so Glas, hat die EZB ihre Bereitschaft für weitere Zinssenkungen signalisiert. Dies spiegele sich auch in den Erwartungen für die kurzfristigen Zinsen wider.
Nachlassende Bremswirkung
Die nachlassende Bremswirkung der EZB-Geldpolitik dürfte in den kommenden Monaten für konjunkturellen Rückenwind sorgen. Den hat vor allem die Industrie nötig − im Oktober stagnierte die Produktion gegenüber dem Vormonat, nachdem sie im September um revidiert 1,5 (zunächst 2)% gesunken war. Ökonomen hatten mit dieser Entwicklung gerechnet. Im Jahresvergleich fiel die Fertigung um 1,2% niedriger aus. Hier lag die Prognose bei −1,9%.
Im Oktober legte allein der Ausstoß bei Investitionsgütern zu. Während die Produktion von Vorleistungsgütern stagnierte, verzeichnen die Statistiker bei der Fertigung von Gebrauchs- und Verbrauchsgütern sowie der Energieerzeugung Rückgänge. Unter den Ländern sticht Irland mit einem Produktionsplus von 5,7% heraus. Allerdings wird in Irland immer noch die Methode für die Saisonbereinigung überprüft.