Kräftiger Gegenwind durch Tochter Gamesa
mic München
Am Kapitalmarkt wachsen die Zweifel, dass den Siemens-Energiefirmen in absehbarer Zeit der Turnaround im Onshore-Windkraftanlagengeschäft gelingt. Nachdem Siemens Gamesa in der Nacht zum Donnerstag die Prognose für dieses Geschäftsjahr gesenkt und auch die Mutter Siemens Energy zu einer Korrektur des Gewinnziels gezwungen hatte, sackten die Aktienkurse beider Konzerne um bis zu 17% ab. Siemens Gamesa gingen mit einem Kursminus von 14,4% auf 22,49 Euro aus dem Handel, Siemens Energy verloren 11,1% auf 22,92 Euro. Dass der Kursrutsch von Gamesa nicht viel höher als der Abschlag von Siemens Energy ausfiel, hat seinen Grund in der Marktspekulation, dass die Muttergesellschaft ihren Gamesa-Anteil von 67% aufstocken könnte.
Siemens Gamesa leidet nach eigenen Angaben unter stark steigenden Preisen für Rohstoffe wie Stahl oder Kupfer. Hinzu kommen hausgemachte Probleme beim Anlauf einer zukünftigen Generation landgestützter Windräder, die entscheidend für eine Sonderbelastung von 229 Mill. Euro im dritten Quartal des Geschäftsjahres waren. Hiervon sei besonders der Markt Brasilien betroffen, erklärte das Management. Darüber hinaus berichtete Siemens Gamesa bei der überraschenden Gewinnwarnung von Nachschubproblemen und Projektverzögerungen infolge der Corona-Pandemie.
Siemens Gamesa rechnet nun im laufenden Jahr bestenfalls mit einer operativ schwarzen Null, anstatt eine bereinigte Rendite von 3 bis 5% zu erreichen. Kurz nach der Mitteilung erklärte die Mutter Siemens Energy, ihre operative Rendite werde unterhalb der angepeilten Spanne von 3 bis 5% bleiben. Dabei trübt sich auch die mittelfristige Perspektive ein. Denn Gamesa-Vorstandsvorsitzender Andreas Nauen wollte am Donnerstag die bisherigen Zielsetzungen für den Onshore-Turnaround und den angepeilten Renditeanstieg im Gesamtkonzern (inklusive Offshore-Sparte und Service) nicht bestätigen.
Die Gamesa-Probleme ließen die Investoren auch bei anderen Windanlagen-Herstellern skeptischer werden. So sanken die Kurse von Nordex und der dänischen Vestas Wind Systems um rund 5%.
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