Aufbruch in die Kleptokratie
Trump-Coins
Aufbruch in
die Kleptokratie
Von Alex Wehnert
Der Wahn um die Trump- und Melania-Coins macht die Gefahren deutlich, die unter der neuen US-Regierung auf Anleger warten.
Der Marktstart der Kryptowährungen Official Trump und Official Melania Meme zeigt bereits jetzt, welche Gefahren Anlegern in den kommenden Jahren blühen – und welch perfekten Nährboden der Digital-Assets-Markt einer aufkeimenden Washingtoner Kleptokratie bereitet. Die am Freitag lancierte Cyberdevise des neuen Präsidenten schoss binnen Stunden von einem Kursniveau von rund 6 Dollar auf über 70 Dollar und kam laut der Plattform Coinmarketcap zeitweise auf eine Marktkapitalisierung von nahezu 15 Mrd. Dollar.
Digitale Gedenkmünze für die First Lady
Am Montag sackte der Wert auf unter 10 Mrd. Dollar ab, nachdem First Lady Melania Trump kurz vor der Amtseinführung ihres Mannes ihre eigene digitale Gedenkmünze bekam, deren Marktkapitalisierung vorübergehend über die Marke von 2 Mrd. Dollar kletterte. Dies bedeutet nur den Start in die am Kryptomarkt besungene „Banana Zone“, die von hoher Unsicherheit und extremen Preisumschwüngen geprägt ist. In den kommenden Jahren dürfte Digital Assets angesichts der geplanten Deregulierung unter Trump noch ein Wildwuchs bevorstehen – mit schweren Folgen für Investoren, die sich in Coins ohne jede echte Funktion locken lassen.
Schon bei den führenden Kryptowährungen Bitcoin und Ether, die immerhin in börsengehandelten Fonds großer Vermögensverwalter vertreten sind, müssen Anleger mit massiver Volatilität leben. Bei Meme Coins wie Trump Official, Official Melania Meme oder dem vom wichtigsten Trump-Verbündeten Elon Musk unterstützten Doge Coin gilt dies umso mehr. Denn diese verfügen überhaupt nicht über die nötige Infrastruktur, um Betrug oder Marktmanipulation aufspüren zu können.
Doch Krypto-Jünger feiern Trumps Coin-Launches als neuerliches Signal dafür, dass Kryptowährungen nun endlich der Sprung in den finanziellen Mainstream gelingen wird. Dabei unterliegen sie der gleichen Wahrnehmungsstörung, die auch Projekten wie der kollabierten Digital-Assets-Börse FTX und ihrem wegen Betrugs verurteilten Gründer Sam Bankman-Fried einst den Aufstieg ermöglichte. Sie schließen sich einem Kult um Personen an, die in keiner Phase ihres bisherigen Schaffens unter Beweis gestellt haben, dass sie in finanziellen Belangen vertrauenswürdig sind.
Außenstehende als Feinde
Wie bei jedem Kult herrscht eine ausgeprägte Wir-gegen-die-Mentalität: Die Mitglieder begreifen alle Außenstehenden, in diesem Fall die Vertreter des „zentralisierten“ Finanzsystems, als Feinde, gegen die es sich abzuschotten gilt. Damit bietet der in den USA noch immer viel zu schwach regulierte Kryptomarkt ideale Gelegenheiten für Trump und Musk, Cyberdevisen anzufeuern, an denen sie oder ihre Verbündeten selbst die größten Anteile halten, und sich selbst zu bereichern. Der aus dem Amt geschiedene US-Präsident Joe Biden hat in seiner Abschiedsrede davor gewarnt, dass die Vereinigten Staaten in eine Oligarchie abstürzen. Der von ihm gewählte Begriff ist leider wohl noch nicht drastisch genug.