KommentarWechsel des BMW-Chefaufsehers

Bruch mit einer Tradition

Mit Nicolas Peter als Vorsitzender des Aufsichtsrats bräche BMW mit einer Tradition. Der Münchner Autobauer würde erstmals in seiner Unternehmensgeschichte den Posten des Chefaufsehers mit einem Manager aus dem Finanzwesen besetzen.

Bruch mit einer Tradition

Neuer BMW-Chefaufseher

Bruch mit einer Tradition

Von Stefan Kroneck

Während Volkswagen im Chaos versinkt, läuft es bei BMW trotz schwieriger Zeiten weitgehend in geordneten Bahnen. Der traditionsreiche Münchner Auto- und Motorradhersteller nahm unaufgeregt Spekulationen in den Medien zur Kenntnis, dass ein Wechsel an der Spitze des Aufsichtsrats bevorstehe. Ein Dementi des blau-weißen Dax-Mitglieds gab es nicht auf die Nachricht, dass der langjährige Chefaufseher Norbert Reithofer im kommenden Jahr turnusmäßig abtritt und dessen Nachfolge der frühere Finanzvorstand Nicolas Peter antritt – sofern dieser sich auf der Hauptversammlung 2025 zur Wahl in das Gremium stellt und kurz danach die Kapitalseite ihn zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden kürt.

Ein solcher Wechsel verliefe genau nach einem Drehbuch, wie ihn sich die beiden Großaktionäre, Aufsichtsratsmitglieder und Geschwister Stefan Quandt und Susanne Klatten kaum besser vorstellten könnten. Dieses Szenario wäre in der Krise der deutschen Autoindustrie im Allgemeinen und der damit verbundenen Herausforderungen für das Unternehmen im Besonderen der beste Weg, BMW auch in der Zukunft in der teuren und wettbewerbsintensiven Transformation zur Elektromobilität sicher zum Ziel zu steuern.

Elektro-Erntezeit steht an

Denn anders als beim Mehrmarkenkonzern aus Wolfsburg oder gar beim Erzrivalen Mercedes-Benz in Stuttgart läuft es beim Anbieter aus der bayerischen Landeshauptstadt in Bezug auf die Nachfrage nach Elektroautos bemerkenswert rund.

Für BMW steht eine Erntezeit mit neuen E-Modellen an, wenn alles nach Plan läuft. Die Verwaltung geht aber ein Wagnis ein. BMW bricht mit einer Tradition: Erstmals in der Firmengeschichte wird ein Topmanager aus dem Finanzbereich das Kontrollgremium leiten. Bislang besetzten diese Schlüsselfunktion Ex-Vorstände aus dem Produktionswesen. In Zeiten, in denen nach Jahren steigender Vorleistungen BMW künftig die Investitionen sowie den Forschungs- und Entwicklungsaufwand zurückfährt, wäre eine Führungskraft nach dem Format von Peter eine Idealbesetzung, um die Kosten im Zaun zu halten.

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