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Das gefährliche Spiel der Treasury

Unter dem neuen US-Finanzminister Scott Bessent winkt ein verstärkter Fokus auf Staatsanleiheemissionen in längeren Laufzeiten. Dies droht den Märkten ihre verbliebene Stabilität zu entziehen.

Das gefährliche Spiel der Treasury

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Das gefährliche Spiel der Treasury

Von Alex Wehnert

Am amerikanischen Anleihemarkt ist das Gröbste noch nicht ausgestanden. Vielmehr haben es sich viele Analysten mit ihren Prognosen im Nachgang der US-Präsidentschaftswahlen zu leicht gemacht. Selbst bei einer Niederlage Donald Trumps, hieß es wiederholt, wäre doch mit einer starken Ausweitung der US-Staatsverschuldung zu rechnen gewesen – die Marktteilnehmer hätten sich also so oder so auf höhere Laufzeitprämien gefasst machen müssen. Diese Betrachtungsweise ist deshalb unterkomplex, da für die Entwicklung der Zinskurve nicht nur der Grad der Neuverschuldung entscheidend ist, sondern auch die genaue Emissionsplanung der Treasury. Unter dem neuen Finanzminister Scott Bessent droht nun die Abkehr von einer Strategie, die entscheidend dazu beigetragen hat, die Märkte zu beruhigen.

Mehr Planbarkeit, weniger Agilität

So begann die Treasury nach einem steilen Anstieg der Renditen im Herbst 2023 damit, Anleiheauktionen in längeren Laufzeiten zu verringern und mehr Schatzwechsel an den Markt zu werfen. Damit zeigte sie Investoren, dass sie sich auf veränderte Marktkonditionen einzustellen bereit ist. In der Folge gelang es, in kürzeren Laufzeiten Rekordvolumina zu platzieren. Bessent gilt als Feind dieser Strategie. Diese birgt tatsächlich Risiken, da sie zu volatileren Finanzierungskosten führen und die höhere Frequenz an Auktionen in stressigen Marktphasen den Druck erhöhen kann. Doch während ein Schwerpunkt der Emissionen in längeren Laufzeiten die Planbarkeit erhöht, droht ein Kurswechsel in Washington den Finanzmärkten ihre verbliebene Stabilität zu rauben.

Will mehr Weitsicht in der Emissionsplanung: US-Finanzminister Scott Bessent Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Ben Curtis.

Schließlich haben Sorgen um die fiskalische Stabilität der USA die Renditen in längeren Laufzeiten zuletzt ohnehin überproportional angetrieben. Dass die Zinskurve nun etwas flacher geworden ist, stellt wohl lediglich eine kurzfristige Reaktion auf Trumps Strafzoll-Wirrwarr dar. Eine Ausweitung der Auktionen in längeren Laufzeiten dürfte das „Bear Steepening“ jedoch wieder befeuern – mit Kaskadeneffekten im Unternehmensanleihe- und Hypothekenmarkt sowie Belastungen für die Konjunktur als Folge.

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