Erstmals ist der Dax über die Marke von 20.000 Punkten geklettert. Dies wirft zwei Fragen auf: Wie kann es sein, dass der Deutsche Aktienindex derart abhebt und im laufenden Jahr knapp 20% zulegt, wenn die deutsche Wirtschaft nicht wächst, die Zahl der Insolvenzen hierzulande zunimmt und die Autoindustrie schwächelt? Und ist der Dax inzwischen nicht heiß gelaufen und zu teuer, so dass eine heftige Korrektur droht?

Die Antworten lauten: Der Dax steht nicht für die deutsche Wirtschaft, sondern für international erfolgreiche Konzerne, Global Player wie SAP, Siemens, Airbus, Munich Re, Deutsche Telekom und Allianz, die in dem Index hoch gewichtet sind. Zudem ist der Dax nicht teuer und dürfte weiterhin von Leitzinssenkungen, moderat steigenden Gewinnen sowie von Digitalisierung und KI profitieren.

Dass es der deutschen Wirtschaft schlecht geht, das schlägt sich bei den Nebenwerten im MDax und SDax nieder. Hingegen wächst die Weltwirtschaft, und weltweit klettern auch Unternehmensgewinne und Dividenden. Davon profitieren die im Dax hoch gewichteten internationalen Konzerne wie die deutsche Microsoft, sprich SAP, und die Tech-Firma Siemens. Auch eine Telekom und die Versicherer verfügen über international erfolgreiche Geschäftsmodelle. Die Autokonzerne, insbesondere VW, haben inzwischen ein niedriges Gewicht im Dax, ihnen droht bald der Abstieg in die zweite Liga.

Mit einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 12,4 ist der Dax vielleicht nicht billig, aber keineswegs teuer. Das KGV des S&P 500 liegt bei 22 und das des MSCI World bei 19,3. Stratege Markus Reinwand von der Helaba stellt zu Recht fest, dass sich der Dax trotz neuer Höchststände von der Bewertung her komfortabel im fairen Bereich bewegt. Reinwand wörtlich: „Weitere Leitzinssenkungen eröffnen Potenzial für eine höhere Bewertung.“ UBS-Experte Maximilian Kunkel verweist auf moderate Bewertungen, ein sich ausweitendes Gewinnwachstum und einen voranschreitenden Zinszyklus. Das sind doch gute Fundamentals für weiteres Aufwärtspotenzial.