Krypto-Investments

Der Traum vom Bitcoin-ETF lebt

In Kanada sind bereits ETFs auf Bitcoin und Ether gestartet, Investoren in den USA müssen sich aber noch gedulden. Die Vehikel könnten entscheidende Impulse liefern, um den Markt zu stabilisieren.

Der Traum vom Bitcoin-ETF lebt

Von Alex Wehnert, Frankfurt

Sie sind der große Traum vieler Krypto-Bullen: In den USA zugelassene Exchange Traded Funds (ETFs) auf die führenden Cyberdevisen Bitcoin und Ether. Denn derartige Vehikel, so die Hoffnung, würden die Digitalwährungen einer breiteren Masse an Investoren zugänglich machen, die Direktinvestments in einem unregulierten Umfeld bisher aufgrund der vergleichsweise hohen Komplexität, des Verwaltungsaufwands und der Diebstahlsrisiken scheut.

Diese Probleme lassen sich auch durch bereits verfügbare derivative Produkte wie Zertifikate umgehen, allerdings besteht bei diesen im Gegensatz zu einem ETF ein Emittentenrisiko. Börsengehandelte Passivfonds punkten zudem mit einer kompetitiven Preisbildung und niedrigen Gebühren. Ein Start von ETFs am wichtigsten Krypto-Schauplatz USA gilt daher als entscheidender Impuls, um den Gesamtmarkt zu stabilisieren, liquider zu machen und ihm einen seriöseren Anstrich zu geben.

Die US-Börsenaufsicht SEC spannt Anleger und Fondsanbieter aber weiter auf die Folter: Am Mittwoch kündigte sie an, erst am 17. Juni über eine Zulassung für einen Bitcoin-ETF des Investmentmanagers Van Eck entscheiden zu wollen – dabei hatten sich viele Beobachter schon für Donnerstag ein Urteil erhofft. Zwei weitere Anträge sollen der SEC vorliegen, laut dem Informationsdienstleister Bloomberg planen insgesamt mindestens elf Produktanbieter die Einführung eines Bitcoin-ETF. In den vergangenen Jahren hat die SEC unter Verweis auf die hohe Volatilität sowie Bedenken bezüglich Betrugs und Marktmanipulation aber alle diesbezüglichen Gesuche abgelehnt.

Diesmal, glauben Marktteilnehmer, ist alles anders. Denn einerseits gilt der neue Chairman der US-Börsenaufsicht, Gary Gensler, gegenüber Kryptowährungen als deutlich aufgeschlossener als sein Vorgänger Jay Clayton. Andererseits hat der kanadische Regulator OSC im Februar drei Bitcoin-ETFs die Zulassung erteilt, die nach dem Start auf enorm hohes Interesse gestoßen sind. Ein Vehikel der Investmentfirma Pur­pose, das am 18. Februar den Handel aufnahm, erreichte innerhalb weniger Wochen ein verwaltetes Vermögen von über 1 Mrd. Dollar.

Angesichts des hohen Investoreninteresses haben Purpose Investments und die Konkurrenten Evolve ETFs und CI Global Asset Management im April Vehikel mit der nach Marktkapitalisierung zweitgrößten Cyberdevise Ether als Basiswert aufgelegt. Die Hoffnung der Krypto-Bullen ruht nun darauf, dass sich die SEC vom Erfolg der kanadischen Produkte zum Handeln bewegen lässt. Der ersten US-Zulassung könnten schnell weitere folgen – und je mehr Anbieter in den Markt drängen, desto komfortabler ist die Lage für die Investoren. Das zeigt sich bereits in Kanada, wo trotz der überschaubaren Konkurrenzsituation ein Preiskampf ausgebrochen ist. Evolve ETFs etwa senkte die Verwaltungsgebühr für ihren Bitcoin-ETF schon eine Woche nach dem Start von 1% auf 0,75% per annum, um Konkurrent Purpose zu unterbieten, und hat die Gebühren für ihren neuen Ether-ETF bis zum 31. Mai ganz ausgesetzt.

Während der Traum von Krypto-Passivfonds in Nordamerika lebt, macht die Regulierung in der Europäischen Union einen Start von Bitcoin- oder Ether-ETFs wohl weiterhin unmöglich. Denn laut der Ucits-Richtlinie sind ETFs auf einen einzelnen Basiswert nicht zulässig.

Stattdessen erfreuen sich Ex­change Traded Notes, also börsengehandelte Inhaberschuldverschreibungen, auf Kryptowährungen in Europa wachsender Beliebtheit. Der in der Schweiz ansässige Anbieter 21Shares hat eine große Bandbreite entsprechender Produkte aufgelegt, die an regulierten Börsen innerhalb der EU handelbar sind. So auch über die Deutsche Börse, die ihr Krypto-Angebot in den vergangenen Monaten zudem um Vehikel von Van Eck und ETC Group erweitert hat. Großer Vorteil ist dabei, dass die Eurex Clearing als zentraler Kontrahent auftritt.

Doch auch wenn ETFs und ETNs im Vergleich zum Direktinvestment in Kryptowährungen höhere Sicherheit und mehr Komfort bieten, besteht auch bei diesen Instrumenten weiterhin das Problem der hohen Kursvolatilität. Dementsprechend hat auch die gewachsene Zahl verfügbarer derivativer Produkte nicht zu einer Stabilisierung der Mittelflüsse beigetragen. Diese werden hauptsächlich von Bitcoin-Vehikeln getragen und waren zwischen Ende September 2020 und Jahresbeginn analog zur Rekordfahrt der  Cyberdevise explodiert – doch ähnlich wie bei den Direktinvestments verabschieden sich Anleger schnell wieder, wenn weiterer Aufwind ausbleibt.

Für langfristig orientierte Investoren, die am Boom der Krypto-Welt partizipieren möchten, erscheint der Weg über die zugrunde liegende Technologie daher sinnvoller. So sind inzwischen Indexfonds verfügbar, die eine hohe Blockchain-Exposition aufweisen oder ganz auf dieses Anlagethema ausgerichtet sind. Der im März 2019 aufgelegte Invesco Elwood Global Blockchain ETF etwa hat auf Jahresfrist selbst gegenüber der wachstumsstarken Vergleichskategorie, globalen Tech-Aktien, eine Outperformance von fast 100 Prozentpunkten hingelegt.

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