Die Euphorie für den MDax birgt auch Risiken
Aktienmarkt
Euphorie
für den MDax
Von Werner Rüppel
Nach dem in den Sondierungsgesprächen vereinbarten Milliardenpaket für Verteidigung und Infrastruktur haussieren Infrastruktur- und Rüstungsaktien sowie vor allem heimische Aktien aus der zweiten Reihe. So startet aktuell der MDax durch und hat in den vergangenen Tagen den Dax, seinen großen Bruder, deutlich geschlagen. Etliche Analysten wie die von Goldman Sachs sehen „eine neue Ära für europäische Aktien gekommen“ und empfehlen neben Verteidigungsaktien jetzt deutsche Aktien und vor allem den MDax zum Kauf.
Die Überlegungen der Strategen sind völlig richtig: Von den in Aussicht stehenden Milliardenpaketen dürften die deutsche Wirtschaft insgesamt und etliche heimische Unternehmen profitieren. Hinzu kommt die Aussicht auf niedrige Unternehmenssteuern, wie sie die Union anstrebt. Der MDax ist in den vergangenen Jahren deutlich hinter dem stärker international ausgerichteten Dax zurückgeblieben und noch relativ niedrig bewertet. Daher würden MDax-Titel natürlich stärker als die Dax-Werte davon profitieren, wenn die Stagnation hierzulande endlich ein Ende hat und die Steuern gesenkt werden.
Noch nicht in trockenen Tüchern
Es scheint also alles zu passen: Der MDax verfügt über überdurchschnittliches Kurspotenzial und es ergibt Sinn, ihn jetzt gegenüber dem Dax zu bevorzugen. Allerdings gibt es dabei auch einige Risiken zu beachten. Denn die beiden vereinbarten Milliardenpakete sind alles andere als in trockenen Tüchern. Um sie zu beschließen, benötigt die neue schwarz-rote Koalition noch die Zustimmung der Grünen. Auch ist fraglich, ob es rechtlich ohne Probleme möglich ist, noch den alten Bundestag über die Milliardenpakete entscheiden zu lassen.
Darüber hinaus ist auch fraglich, ob die Unternehmenssteuern wirklich gesenkt werden. Da könnte der Koalitionspartner SPD die Union ausbremsen. Vor diesem Hintergrund kann die MDax-Euphorie auch schnell umschlagen, sollte sich die erwartete Entwicklung nicht einstellen. So etwas ist aber normal an den Kapitalmärkten, die ja danach trachten, künftige Entwicklungen bereits einzupreisen.