Die Musik spielt in den Doppeltürmen
Die Musik
spielt in Frankfurt
Deutsche Bank
Von Anna Sleegers
Rechtzeitig vor der Hauptversammlung macht der Aufsichtsrat der Deutschen Bank reinen Tisch und ordnet den Vorstand neu. Rechtsvorstand Stefan Simon muss gehen, weil er die Tragweite der seit Jahren anhängigen Klage der Postbank-Aktionäre unterschätzt hat. Das ist nachvollziehbar. Schließlich hat das plötzlich aufgetauchte Milliardenproblem per Handstreich das Narrativ vom vorzeitigen Turnaround zerstört. Obwohl kein Jurist, zieht Vorstandschef Christian Sewing den Rechtsbereich an sich. Das deutet darauf hin, dass Simons Fehleinschätzung nicht bloß den Aufsichtsrat zutiefst verärgert hat.
Der Gedanke liegt nahe, dass Simon den Heimatmarkt ein bisschen aus dem Fokus verloren hat. Der Rechtsvorstand lebt schon seit einiger Zeit in den USA, weshalb ihm die Deutsche Bank nach Christiana Rileys Ausscheiden die Verantwortung für das Geschäft der US-Tochter in die Hände gelegt hatte. Auch hier hat sich der Aufsichtsrat für eine neue Aufgabenverteilung entschieden, die die Zentrale stärkt. Strategisch wird das Thema dem Ressort des für das Firmenkundengeschäft und die Investmentbank zuständigen Vorstandsmitglieds Fabrizio Campelli zugeschlagen, während das operative US-Geschäft perspektivisch wieder einen eigenen Chef bekommen soll.
Ein bisschen zentralistisch wirkt auch die Nachfolgeregelung für Finanzvorstand James von Moltke, der nach dem Ablauf seines Mandats nicht mehr verlängern will. Zwar folgt ihm mit Raja Akram ein waschechter US-Banker. Doch wie die Deutsche Bank klarstellt, soll dieser seinen Sitz in Frankfurt haben. Sein Vorgänger, den Akram übrigens schon aus gemeinsamen Zeiten bei der Citigroup kennt, lebt in London. Um den aufsichtsrechtlichen Anforderungen zu genügen, aber auch für persönliche Gespräche mit Team und Vorstandskollegen, muss er sich regelmäßig in den Flieger setzen. Man wird ihm kaum vorwerfen, dass er es nicht gut hinbekommen hätte, die Geschäfts so zu führen. Doch nachdem Sewing zuletzt dem ganzen Haus Präsenzpflicht auferlegt hat, ist es folgerichtig, auch die Kommandozentrale in den Doppeltürmen zu bündeln.