KommentarGeldpolitik

Die Zinswende der Fed ist kein Wunschkonzert

Die Fed sollte Mitte September nur eine kleine Zinssenkung verkünden. Dafür sprechen nicht nur ökonomische Daten, sondern auch die Psychologie.

Die Zinswende der Fed ist kein Wunschkonzert

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Zinswende ist kein Wunschkonzert

Die Fed sollte Mitte September nur eine kleine Zinssenkung verkünden. Dafür sprechen nicht nur ökonomische Daten, sondern auch die Psychologie.

Von Martin Pirkl

Die Messe ist noch nicht gelesen, doch nach der Veröffentlichung des viel beachteten US-Arbeitsmarktberichts für August spricht viel dafür, dass die Fed die Zinswende in den USA in weniger als zwei Wochen mit einem kleinen Zinsschritt einleiten wird. Das wäre auch ratsam, denn neben den ökonomischen Daten spricht auch die Stimmung an den Finanzmärkten gegen eine Zinssenkung um 50 Basispunkte.

Wie nervös die Anleger derzeit sind, wurde vor ziemlich genau einem Monat deutlich. Als Reaktion auf den damals schwach ausgefallenen Arbeitsmarktbericht für Juli ging es nicht nur zeitweise deutlich nach unten an den Börsen. Die Sorgen vor einer zu späten Zinswende der Fed und deshalb einer Rezession in den USA veranlassten Finanzmarktteilnehmer sogar zu der völlig absurden Forderung an die Notenbank, den Leitzins bereits im August auf einer Sondersitzung zu senken.

US_Arbeitsmarktbericht ist nicht besorgniserregend

Statt dem nachzukommen, konzentrierte sich die Fed darauf, mit öffentlichen Statements die Märkte zu beruhigen, was ihr auch gelang. Eine große Zinssenkung am 18. September würden einige Anleger als Signal verstehen, dass sie doch recht hatten und eine Rezession in den USA anstehen dürfte. Die Fed sollte daher sehr gute Gründe haben, wenn sie eine Lockerung um 50 Basispunkte verkünden sollte. Denn die Zinswende ist kein Wunschkonzert der Anleger.

Gute Gründe liegen aber nicht vor. Das zeigen nicht nur unter dem Strich die US-Konjunkturdaten, die zwischen Anfang August und Anfang September veröffentlicht wurden. Sondern auch der jetzt erschienene Arbeitsmarktbericht für August. Ein Abwärtstrend am Jobmarkt ist zwar klar erkennbar, von besorgniserregenden Zahlen kann jedoch keine Rede sein.

Überzogene Ängste

Nach einer Faustregel reicht ein Stellenzuwachs von 100.000 pro Monat aus, um die wachsende US-Bevölkerung mit Arbeitsplätzen zu versorgen – solange es nicht zu einer Entlassungswelle kommt, die nicht vorliegt. Im Juli wurde diese Schwelle nach der Revision zwar gerissen, im August mit 142.000 aber wieder deutlich überschritten. Zudem ist die Arbeitslosenquote gesunken.

Dank des nachlassenden Preisdrucks berücksichtigt die Fed wieder stärker ihr Mandat der Vollbeschäftigung. Die Arbeitsmarktzahlen sprechen zwar für die Notwendigkeit einer Zinssenkung, aber nicht für einen großen Schritt. Die Inflationsdaten im Übrigen auch nicht. Ebenso wenig wie die Konjunkturindikatoren.

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