LeitartikelAktienausblick 2025

Eingetrübtes Umfeld für Aktien

Das konjunkturelle und geopolitische Umfeld der Aktienmärkte trübt sich ein. Gleichwohl sind die Perspektiven für den Dax und den S&P 500 noch verhalten bzw. deutlich positiv.

Eingetrübtes Umfeld für Aktien

Finanzmärkte

Eingetrübtes Umfeld für Aktien

Das Umfeld der Aktienmärkte trübt sich ein. Gleichwohl sind die Perspektiven für den Dax noch verhalten positiv.

Von Dieter Kuckelkorn

Trotz aller Turbulenzen weltweit ist das vergangene Jahr für die Aktienmärkte positiv verlaufen. Der Dax kam auf einen Anstieg von rund 19%, der S&P 500 sogar von fast 25%, wobei allerdings die in der Mehrzahl der Jahre übliche Jahresendrally ausfiel, was als ein negatives Omen für das neue Jahr ausgelegt werden könnte. Insgesamt lässt sich festhalten, dass sich das Umfeld für den europäischen und insbesondere den deutschen Aktienmarkt für das neue Jahr eingetrübt hat. Die Konjunktur dürfte sich in Deutschland und damit auch in der gesamten Eurozone auch 2025 als schwach erweisen, nachdem Deutschland bereits 2024 das Schlusslicht unter den großen Industrieländern gewesen ist.

Nebenwerte unter Druck

Am Aktienmarkt spiegelt sich das insofern bereits wider, als dass sowohl MDax als auch SDax das vergangene Jahr mit einem Verlust beendet haben. Für die mit ihren Geschäftsmodellen überwiegend auf den deutschen Markt ausgerichteten Nebenwerte dürfte auch 2025 schwierig werden, angesichts des erheblichen Gegenwinds aus konjunktureller und politischer Unsicherheit sowie hohen Energiekosten.

Dass der Dax 2024 deutlich besser abgeschnitten hat als die Indizes der Nebenwerte, liegt schlicht daran, dass Deutschlands börsennotierte Konzerne aus der ersten Reihe kaum noch auf Deutschland ausgerichtet, sondern international aufgestellt sind. Zwar sind die Perspektiven für den wichtigsten Markt China auch 2025 nicht unbedingt rosig, allerdings haben die chinesische Regierung und die Notenbank Stützungsmaßnahmen angekündigt, die für eine Verbesserung gegenüber 2024 sorgen könnten. Während Europa wie erwähnt auch weiterhin konjunkturell enttäuschen dürfte, sind die Aussichten die USA zumindest kurz- und mittelfristig besser. Es wird erwartet, dass die von der neuen Trump-Administration angekündigten Maßnahmen wie nicht gegenfinanzierte Steuersenkungen für Unternehmen einen Schub für die US-Wirtschaft bedeuten werden, flankiert durch den Abbau von Regulierungen und Bemühungen der neuen Regierung, die Energiekosten in den USA niedrig zu halten. Dass dadurch die Staatsverschuldung in den USA weiterhin mit rasantem Tempo steigen dürfte, ist für die Finanzmärkte vorerst noch kein Problem, sondern erst in der langfristigen Perspektive.

Damit sind die Perspektiven zumindest für den Dax und die großen europäischen Konzerne aus der ersten Reihe insgesamt gar nicht so schlecht. Der Dax ist zudem moderat bewertet, so dass die Ansprüche der Anleger nicht überzogen sind. Innerhalb des deutschen Leitindexes werden sich die Automobilwerte aufgrund ihrer sich eher noch intensivierenden Krise allerdings weiter als Belastung erweisen. Außerdem ist es nicht zu erwarten, dass SAP wie im vergangenen Jahr den Index erneut stark antreiben wird.

Hohe Ansprüche

Der wichtigste amerikanische Benchmark-Index S&P 500 wird zwar von den Konjunkturaussichten in den USA noch stärker profitieren, allerdings sind die Ansprüche der Investoren hoch mit einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der Gewinnschätzungen für die kommenden zwölf Monate von 21,5. Sollten die Bewertungen noch weiter steigen, würde allmählich das Territorium einer Überbewertungsblase erreicht, die sich aber, wie die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte gezeigt haben, für eine lange Zeit weiter aufblähen kann, was den Anlegern einige Jahre satte Gewinne beschert.

Was die Sektoren an den Aktienmärkten betrifft, so könnte es eine wesentliche Änderung geben. Die Analysten sind sich einig, dass sich die Gewinnentwicklung der sieben großen amerikanischen Technologieaktien abflacht, so dass es immer wahrscheinlicher wird, dass diese die Dominanz als Treiber des US-Aktienmarktes einbüßen werden. Gemieden werden könnten in den USA auch die Pharma-Titel, die in politische Ungnade fallen. In Europa dürfte bald das Ende der Fahnenstange für die Rüstungsaktien erreicht sein, da zu bezweifeln ist, dass der oft geforderte weitere starke Anstieg der Rüstungsausgaben finanzierbar ist.

Turbulente Zeiten

Im neuen Jahr könnte sich indes eine Binsenwahrheit, nämlich dass politische Börsen kurze Beine haben, als nicht (immer) zutreffend erweisen. Nimmt man die erste Amtszeit Trumps als Maßstab, dürfte es wieder turbulent zugehen, wobei die Ideen aus dem Trump-Umfeld von Handelskriegen mit der EU und China bis hin zu einem Angriff auf den Iran reichen. Dass geopolitische Konflikte wie der Ukraine-Krieg die Märkte weitestgehend kalt lassen, dürfte dabei eher die Ausnahme sein.

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