Es gibt wichtigere Einflüsse
Anleihemärkte
Es gibt wichtigere
Einflüsse
Von Kai Johannsen
Politische Börsen haben bekanntermaßen kurze Beine, d.h., der Einfluss politischer Entwicklungen, und damit sind allem voran Wahlen gemeint, ist meist nicht von langer Dauer. Das wird vermutlich auch bei den Einflüssen der Bundestagswahl auf Bonds, also in erster Linie die Bundesanleihen der Fall sein. Die Koalitionsverhandlungen bleiben abzuwarten und damit auch der Koalitionsvertrag und die darin enthaltenen Vorhaben. Sollte sich dabei ein größerer Ausgabenspielraum für die künftige Bundesregierung abzeichnen und dieser dann fremdfinanziert sein, würde das bedeuten, dass die Kapitalmärkte, d.h. die Anleihemärkte, aller Voraussicht nach stärker beansprucht werden. Denn nach sprudelnden Steuereinnahmen sieht es angesichts einer schwächelnden Eurozonen-Wirtschaft ja nicht gerade aus. Zu den großen Finanzierungserfordernissen der kommenden Jahre zählen Verteidigungsausgaben, aber auch Infrastruktur, saubere Energie etc. Auch gemeinsame Verteidigungsbonds könnten auf die Agenda kommen. Alles in allem ist vor allein diesem Hintergrund, d.h. den höheren Finanzierungserfordernissen für den Bund, mit höheren Renditen bei Bundesanleihen zu rechen. Aber das gilt natürlich immer nur unter der sogenannten Ceteris-paribus-Regel, d.h., alles andere bleibt gleich. Doch das bleibt es eben nicht.
Dem Aufwärtsdruck auf Renditen stehen andere Faktoren gegenüber, die vermutlich auch künftig sehr viel mehr Gewicht an den Kapitalmärkten auf Renditeentwicklungen von Bonds haben werden. Das sind in erster Linie drei Faktoren: die protektionistische Wirtschaftspolitik von US-Präsident Trump, d.h., welches Ausmaß die Zollpolitik letzten Endes annimmt. Zweitens: Krisenherde wie der Ukraine-Krieg. Drittens: die schwächelnde Eurozonen-Wirtschaft, die von sinkenden Zinsen und damit Bondrenditen begleitet werden könnte. Damit könnten höheren fremdfinanzierten Ausgaben des Bundes, die per se zu steigenden Renditen führen müssten, sehr viel stärkere Kräfte der Geopolitik und damit aus der Flucht in Sicherheit gegenüberstehen. Das könnte einen Renditeauftrieb zumindest deckeln.