KommentarBondmärkte

Es wird immer günstiger

Die Bundrenditen sinken. Und bald werden sich Investoren wohl das aktuelle Niveau der Zinsen noch sichern wollen. Diese dann eintretenden Käufe treiben die Renditen dann weiter nach unten.

Es wird immer günstiger

Anleiherenditen

Es wird
immer günstiger

Von Kai Johannsen

Das Schuldenmachen wird für Finanzminister Christian Lindner wohl immer günstiger – dem Markttrend nach zu urteilen. Am langen Marktende, d.h. bei den zehnjährigen Bundesanleihen, rückt die Marke von 2% immer näher. In etwa 2,15% muss der Bund aktuell hier noch für neue Anleihen mit zehnjähriger Frist aufwenden. Das ist in Anbetracht von jahrelangen Niedrig-, Null- und Negativzinsen gerade beim Eurozone-Benchmarkemittenten Bund zwar immer noch ganz ordentlich. Aber es zeigt auch, wohin die Reise geht. Und das ist eben nicht die Tendenz nach oben. Einen neuerlichen Schub nach unten könnte es mit der Fed-Zinssenkung geben. Denn damit steigt die Fed in den Zinssenkungszyklus ein und gibt den Märkten ein weiteres klares Signal in Sachen Zinsrichtung. Und auch in der Eurozone stehen die Zeichen nicht gerade auf Zinserhöhung. Die Inflation ist im Griff, es geht jetzt um Konjunkturunterstützung.

Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt, der nun zu berücksichtigen sein wird. Sinken die Bondrenditen immer weiter und setzt sich damit diese Tendenz letzten Endes durch, werden sich Investoren die Zwei vor dem Komma gern noch sichern wollen. Das bedeutet: Die Investoren greifen zu, und allein ihre Käufe führen dann zu immer weiter steigenden Anleihekursen und damit sinkenden Bondrenditen. Es entsteht eine – aus Sicht des Finanzministers günstig zu beurteilende – Abwärtsspirale. Das Schuldenmachen wird dann nochmals günstiger.

Eine solche Situation ist aus früheren Phasen der Zinsbewegung sehr gut bekannt. Als die Zinsen, sprich Bondmarktrenditen in der Staatsschuldenkrise immer weiter fielen, griffen Investoren auch dann noch zu, um sich günstigere „Versicherungsprämien“ für ihr Kapital zu sichern, also geringere Minuszinsen in Kauf nehmen zu müssen. Genau diese Käufe haben dann den Abwärtstrend immer weiter beschleunigt. Es könnte also durchaus dann sehr schnell unter die 2-Prozent-Marke gehen. Wie weit darunter, ist abhängig von der konjunkturellen Entwicklung und der Antwort der Zentralbanken in Sachen Leitzinssenkung.

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