KommentarCommerzbank-Übernahme

Kleinstmöglicher Etappensieg für Unicredit

Die kartellrechtliche Freigabe zur Erhöhung der Commerzbank-Anteile löst bei Unicredit-Chef Andrea Orcel keine Jubelgesten aus. Die Transaktion hat in der gegenwärtigen Lage wenig Aussicht auf Erfolg – auch weil inländisches M&A für Unicredit derzeit Priorität hat.

Kleinstmöglicher Etappensieg für Unicredit

COMMERZBANK

Für Unicredit nur
ein Trippelschritt

Von Björn Godenrath

Kartellrechtlich hätte Unicredit freie Fahrt beim Zugriff auf die Commerzbank. Doch es gibt größere Hindernisse.

Gute Nachrichten waren zuletzt rar für Unicredit-Chef Andrea Orcel. Keine europäische Bankaktie kam so unter die Räder wie jene der italienischen Großbank, als es in den Turbulenzen der US-Zollpolitik zum großen Selloff kam. Und leicht resignierend hatte Orcel schon Mitte März auf einer Investorenkonferenz das Fazit gezogen, er sehe weniger Chancen für Bankenfusionen – über einen Kauf der Commerzbank wolle er eventuell erst 2027 entscheiden.

Es gibt Alternativen für Firmenkunden

Immerhin gab es heute eine für ihn kleine positive Entwicklung: Das deutsche Kartellamt hat der Unicredit das Aufstocken auf 29,99% der Stimmrechte bei der Commerzbank ohne Auflagen gestattet; das war allerdings erwartet worden. Denn auch wenn ein Risiko für die Kreditverfügbarkeit aus dem Zusammenschluss zum Strauß der Abwehrmaßnahmen der Commerzbank zählte, so war doch allen Beobachtern klar, dass die Wettbewerbssituation auskömmlich ist. Sprich, es gibt ausreichend Anlaufstellen für den gehobenen Mittelstand, wo er gute Konditionen für Exportfinanzierung findet. Es gebe „relevante Ausweichalternativen“, so das Kartellamt.

Bei inländischer Konsolidierung des Bankensektors mischt Unicredit auch mit

Für Orcel dürften sich die Prioritäten seiner vielfältigen M&-Aktivitäten sowieso stärker auf inländische Transaktionen verschoben haben, konturiert sich in Italien doch eine Konsolidierung des Bankensektors, bei der die Regierung in Rom mitmischt. Die Chancen, beim Rivalen Banco BPM zum Zug zu kommen, stehen gar nicht so übel, auch wenn noch einige Hindernisse aus dem Weg geräumt werden müssen. So will Crédit Agricole Großaktionär bleiben. Wie auch immer: Ende des Monats startet die Offerte, und zur Jahresmitte ist dann klar, ob Unicredit zu einer Bewertung von 14 Mrd. Euro bei BPM eine Kontrollposition hält.

Es geht an die Schmerzgrenze

Das Gute für die Commerzbank: Findet die BPM-Transaktion statt, ist Unicredit damit gebunden – auch die Kapitalstruktur wäre weiter ausgereizt. Schon länger herrscht im Markt die Ansicht, dass die Schmerzgrenze einer Commerzbank-Offerte bei 24 Euro liegt. Da notierte die Aktie schon, und sie nähert sich dem Niveau bei aktuell 22,18 Euro wieder an.

Zudem hakt es an weiteren Stellen: Auch der künftige Bundeskanzler Friedrich Merz ist kein Freund der feindlichen Annäherung von Unicredit. Und allein die Leier zu spielen, grenzüberschreitende Fusionen seien doch erwünscht, reicht sowieso nicht. Denn hier würden primär inländische Synergien mit der HVB gezogen.

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