Konsolidierungs-Treiber Orcel
Unicredit
Treiber der Konsolidierung
Mit der geplanten BPM-Übernahme landet der Unicredit-CEO einen weiteren Coup
Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand
Andrea Orcel fackelt nicht lange. Dass der Unicredit-CEO nach dem Einstieg bei der Commerzbank jetzt ein Übernahmeangebot für Italiens drittgrößte Bank BPM vorgelegt hat, habe nichts mit der Commerzbank zu tun. Bei dem deutschen Institut dauere es aber etwas länger als erwartet. Bevor er dort über weitere Schritte nachdenkt, will er erst mal die Bundestagswahlen abwarten. Orcel kann warten, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Aber er legt in der Zwischenzeit nicht untätig die Hände in den Schoß. Er will der Treiber der Konsolidierung in Europas Bankenlandschaft sein – egal ob er bei der Commerzbank, wo er sich 21% der Anteile gesichert hat, tatsächlich zum Ziel kommt. Mit einem Kauf der BPM würde Unicredit zum zentralen Akteur in Italien mit einer starken Präsenz in Mittel- und Osteuropa. Und das unabhängig von der Commerzbank.
Orcel hat es bei der BPM schon einmal versucht, dann aber zurückgezogen. Vor zweieinhalb Jahren hat es nicht ganz gepasst. Diesmal stimmten die Bedingungen. Ohne nennenswerte Auswirkungen auf die Kapitalquote, unter Wahrung der strengen Rentabilitätskriterien, die er anlegt, und unter Bestätigung der Ausschüttungen würde er einen Coup landen: Zusammen mit dem Vermögensverwalter Anima, für den die BPM gerade ein Übernahmeangebot vorgelegt hat, käme Unicredit auf eine Börsenkapitalisierung von über 80 Mrd. Euro. Sie wäre dann die Nummer eins in der EU. An der Monte-dei-Paschi-Beteiligung der BPM ist er aber nicht interessiert.
Nachdem sein Vorgänger Jean Pierre Mustier Unicredit in einer beispiellosen Rosskur mit einer Mega-Kapitalerhöhung und umfangreichen Verkäufen gerettet hatte, war es Orcel, der die Bank in den letzten drei Jahren auf Vordermann gebracht hat. Nun kommt der nächste Schritt: Mit einer BPM-Übernahme würde er die Position in den wirtschaftsstarken Regionen Lombardei, Venezien, Piemont und Emilia Romagna sowie in Latium um Rom auf etwa 20% erhöhen. Das wäre eine starke Position, würde aber keine wesentlichen kartellrechtlichen Probleme schaffen.
Aus einer sehr starken Heimatbasis heraus und mit einer gestärkten Vermögensverwaltung schaut Orcel über die Grenzen Italien hinaus. Er will die Unicredit zum Treiber der europäischen Konsolidierung und zum zentralen Akteur in Europa machen. Die Commerzbank wäre ein wichtiger Baustein. Doch sollte eine Übernahme des deutschen Instituts nicht klappen, dann würde er mit Gewinn aussteigen und sich nach einer anderen Bank umschauen.
Unicredit-CEO Orcel hat bei der Bankenkonsolidierung alle Trümpfe in der Hand – ob mit oder ohne Commerzbank.