KommentarItalien

Meloni stärkt die Italien AG

Italiens Regierung sichert eine nationale Lösung bei Monte dei Paschi di Siena durch Beteiligungen von BPM und Unternehmern. Damit geht sie geschickter vor als Berlin bei der Commerzbank.

Meloni stärkt die Italien AG

Monte dei Paschi

Roms geschickter Schachzug

Von Gerhard Bläske

Mit dem Einstieg von Italiens drittgrößter Bank BPM sowie einflußreicher italienischer Unternehmer bei der Monte dei Paschi di Siena (MPS) hat Rom eine italienische Lösung sichergestellt. Italiens Regierung ist beim Verkauf der Anteile geschickter vorgegangen als Berlin bei der Commerzbank. In Italien kommt es vielleicht sogar zu einer großen nationalen Lösung im Finanzsektor, denn der Bau-Unternehmer Caltagirone und die Familie Del Vecchio sind auch Großaktionäre der Mediobanca und des Versicherers Generali. Caltagirone hält überdies Anteile an der BPM und an dem Vermögensverwalter Anima, für den die BPM ein Übernahmeangebot vorgelegt hat. Damit könnte neben Unicredit und Intesa Sanpaolo eine dritte italienische Großbank entstehen.

Ob ein ausländisches Institut überhaupt Interesse an der Monte dei Paschi hatte, ist unbekannt. Wirtschafts- und Finanzminister Giancarlo Giorgetti ist jedenfalls froh über die italienische Lösung. Dagegen findet er nichts daran auszusetzen, dass die HVB-Mutter Unicredit sich die Commerzbank einverleiben will. Widerstand dagegen in Deutschland wird in Italien vielfach kritisiert.

Nun ist es nicht so, dass Ausländer in Italien nicht zum Zuge kämen. Franzosen haben viele italienische Unternehmen im Lebensmittel- oder Modesektor übernommen. Crédit Agricole hat viele kleinere Banken und einen Anteil an der BPM erworben. Und die BNP Paribas kontrolliert die BNL. Auch der Autokonzern Stellantis wird von den Franzosen dominiert.

Doch Giorgia Meloni hat den Staatseinfluss kräftig verstärkt. Rom ist seit jeher direkt oder indirekt an fast allen Großkonzernen des Landes beteiligt. Durch die Ausweitung von Golden-Power-Regelungen hat der Staat noch mehr Einflussmöglichkeiten. Und diese Macht wird angewandt, etwa bei Pirelli oder TIM, wo der Staat sich am Festnetz beteiligt hat, bei Euronext oder Nexi.

Die Blockade von Übernahmeversuchen aus EU-Ländern ist zwar heikler. Doch Meloni hat Mittel und Wege - und wenn dafür Unternehmer mobilisiert werden müssen.

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