KommentarBankenkonsolidierung in Italien

Nicht alle Ehen enden glücklich

Italiens Bankenlandschaft ist in Bewegung: Übernahmen prägen den Markt, da Institute ihre Positionen stärken und diversifizieren.

Nicht alle Ehen enden glücklich

Banken-Konsolidierung

Nicht alle Ehen enden glücklich

Von Gerhard Bläske

In Italiens Bankenlandschaft geht es derzeit so drunter und drüber, dass selbst Experten bisweilen den Überblick verlieren. Fast im Wochenrhythmus gibt es neue Übernahmeangebote. Aktuell will die drittgrößte Bank BPM den Vermögensverwalter Anima übernehmen, ist aber selbst Gegenstand einer Offerte von Unicredit. Die HVB-Mutter hat auch ein Auge auf die Commerzbank geworfen. Die gerade erst genesene Monte dei Paschi hat ein Angebot für die Investmentbank Mediobanca vorgelegt, das letztlich wohl auch auf deren Beteiligung Generali zielt. Die Banca Ifis will sich die Online-Bank Illimity einverleiben und die Nummer 4 im Land, BPER, die Volksbank von Sondrio.

Einnahmequelle diversifiziert

Italiens Banken können sich das leisten. Sie haben ihre tiefe Krise Anfang der 10er Jahre dieses Jahrtausends dazu genutzt, Filialen zu schließen, Mitarbeiter abzubauen, in die Digitalisierung zu investieren und ihre Einnahmequellen zu diversifizieren. Außerdem hat es in den letzten zehn Jahren bereits eine tiefgreifende Bereinigung in der Bankenlandschaft gegeben, bei der sich vor allem die heutigen Großbanken mit staatlicher Hilfe viele Institute einverleibt haben. Das hat sie stärker gemacht.

„Ausführungsrisiken“

Jetzt bleibt auch nach den üppigen Ausschüttungen an die Aktionäre noch genug Geld übrig, um sich am Markt umzusehen und durch Übernahmen weiter zu diversifizieren in ertragsstarke Felder wie die Bancassurance und die Vermögensverwaltung oder den Ausbau der Position in wirtschaftsstarken Regionen. Der nächste Blick könnte dann nach Europa gehen, wo die Unicredit schon aktiv ist.

Doch auf dem Weg dahin lauern, selbst bei erfolgreichen Übernahmen, Gefahren. Intesa-Sanpaolo-CEO Carlo Messina warnt vor „Ausführungsrisiken“, die Managementzeit kosten sowie technologische Verzögerung durch die Systemintegration. Er weiß, wovon er spricht. Seine Bank hat vor fünf Jahren die Ubi Banca erworben. Es gibt genug Hochzeiten, die gescheitert sind, manchmal sogar, wenn sie im Himmel geschlossen wurden: So wie einst die Ehe zwischen Daimler und Chrysler in der Autobranche.

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