Vor Bunds sei gewarnt
Zeitenwende bei Anleihen
Vor Bunds sei gewarnt
Von Werner Rüppel
Anfang November 1989 lag die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen bei 7,3%. Dann fiel die Mauer, und der Anleihemarkt realisierte, dass eine deutsche Wiedervereinigung massiv höhere Staatsschulden nach sich ziehen wird. Folglich begannen die Renditen für zehnjährige Bunds kräftig zu klettern, bis zu einem Hoch von mehr als 9% im Jahr 1990.
Der Rentenmarkt hatte damals schnell und richtig erkannt, dass es sich um eine Zeitenwende handelt. Nun dürfte erneut eine Zeitenwende vorliegen. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine gibt es wieder Krieg in Europa. Doch nicht nur die Ukraine, auch das Baltikum und andere Staaten Ost- und Mitteleuropas werden durch das russische Expansionsstreben bedroht. Europa muss sich verteidigen.
Keine andere Chance
Hinzu kommt jetzt, dass der alte und neue US-Präsident Trump der Ansicht ist, dass Europa für seine Verteidigung selbst aufkommen sollte. Europa kann also nicht mehr auf die entschiedene Unterstützung durch die USA, auf die Verteidigung des Westens durch Amerika bauen. Europa hat also praktisch keine andere Chance, als seine Verteidigungsausgaben, die in den vergangenen Jahren relativ niedrig waren, massiv anzuheben. Und das nicht nur kurzfristig, sondern über Jahre. Das wird richtig teuer werden.
Nun ist Deutschland im Vergleich zu anderen Staaten wenig verschuldet. Nicht zuletzt auch dank der Schuldenbremse kann sich die Bundesrepublik Deutschland noch immer recht günstig finanzieren. So liegt die Rendite für zehnjährige Bunds gerade einmal bei 2,55%, während zehnjährige Staatsanleihen aus Spanien, Frankreich oder Italien mit 3,20%, 3,22% oder 3,62% wesentlich höher rentieren.
Doch muss Deutschland nicht allein wesentlich höhere Ausgaben für die Verteidigung stemmen. Auch die Infrastruktur hierzulande liegt im Argen. Die Schuldenbremse wird in ihrer bisherigen Form kein Bestand haben. Und der Anleihemarkt wird auf die veränderte Situation reagieren, so wie er auch 1989 und 1990 reagiert hat. Vor Investments in langen Bunds sei daher ausdrücklich gewarnt.