Schöne neue Wirtschaftswelt
Schöne neue Wirtschaftswelt
2024 war das Jahr, in dem mit generativer KI ein neues Digitalisierungsversprechen im operativen Geschäft der Unternehmen Einzug gehalten hat. Schöne neue Wirtschaftswelt oder Dystopie à la Aldous Huxley?
Wer wissen will, welche Bedeutung Investoren der generativen Künstliche Intelligenz (KI) beimessen, braucht sich nur die Börsenbewertungen der US-Techriesen anzusehen. Egal ob Apple, Alphabet, Amazon, Microsoft oder Nvidia – sie alle sind jeweils für sich genommen aktuell mehr wert als alle 40 Unternehmen im deutschen Leitindex Dax zusammen. Manche von ihnen sogar mehr als doppelt so viel. Der wertvollste Dax-Konzern ist dann auch nicht zufällig SAP. Europas größtes Softwarehaus gilt als bestens positioniert, um von KI-Investitionen der Wirtschaft zu profitieren.
Doch 2024 war eben nicht nur das Jahr, in dem die generative Künstlichen Intelligenz durchgestartet ist. Es war auch ein Jahr, in dem viele andere Zukunftsversprechen der Vergangenheit gebrochen wurden. Die Elektrifizierungsstrategien der Automobilindustrie entpuppten sich als Wunschdenken. Versuche, Zukunftstechnologien in Deutschland anzusiedeln, scheiterten wie beim Chipkonzern Intel oder stehen unmittelbar vor dem Scheitern wie beim Batterie-Startup Northvolt.
In der Politik scheint die Freiheit auf dem Rückzug. Autokratien zeigen weniger Bedenken, neue Technologien einzusetzen. Und unter den Demokratien scheinen jene erfolgreicher zu sein, die zumindest autokratische Züge in ihrem Regierungshandeln erkennen lassen. In jedem Fall aber wird es 2025 einen Bürokratierückbau erfordern, damit der Staat und die Wirtschaft agiler und Kapitalflüsse verbessert werden.
In der Finanzindustrie muss derweil die Vorsicht, die bei neuen Technologien traditionell vorherrscht, wohl ein wenig aufgegeben werden. Denn wenn die Banken Künstliche Intelligenz nur vorsichtig zu nutzen beginnen, werden Cyberkriminelle weniger vorsichtig sein, um effektiver angreifen zu können. Dem werden die Banken wiederum nur mit KI effektiv begegnen können.
In der diesjährigen Jahresschlussausgabe der Börsen-Zeitung wird es darum gehen, zu beleuchten, wo für Deutschland und Europa Chancen, Risiken, Hoffnungen und geplatzte Träume der digitalen und grünen Transformation liegen. Und vor allem, welche Ansätze es bereits gibt, die zahlreichen Herausforderungen 2025 erfolgreich zu meistern.
Hier finden Sie alle Artikel der Jahresschlussausgabe 2024