Dax tut sich schwer
Die Zinspolitik der US-Notenbank hat dem Dax am Donnerstag nur kurz geholfen. Nach freundlichem Auftakt drehte der deutsche Leitindex ins Minus, dämmte dieses aber gegen Mittag wieder auf 0,16% ein und notierte bei 13.145 Punkten. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gewann hingegen 0,87% auf 26.724 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 notierte kaum verändert.
Die US-Notenbank Fed hatte am Vortag die Leitzinsen wie erwartet um weitere 0,75 Prozentpunkte erhöht. Fed-Chef Jerome Powell räumte zugleich ein, dass das hohe Straffungstempo Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum haben werde. Mit der Zeit dürfte es daher erforderlich werden, das Tempo der geldpolitischen Straffung zu reduzieren. Diese Aussage gab den Märkten zunächst Auftrieb.
„Wenig Überraschung, dafür ein Hauch von Beruhigung – so lässt sich das Ergebnis der gestrigen US-Notenbanksitzung wohl am ehesten zusammenfassen“, schrieb dazu der Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. Im Dax wiege jedoch die Unsicherheit über die zukünftige Energieversorgung schwer. Und im Gegensatz zu den USA belasteten die weiter steigenden Preise für Strom und Gas die Wirtschaft und damit auch den Aktienmarkt. Vor dem Hintergrund einer relativ autarken Energieversorgung der USA dürften die Investoren auch deshalb Europa weiterhin meiden und ihr Kapital jenseits des Atlantiks anlegen, so der Experte.
An diesem Donnerstag geht nicht nur die Berichtssaison in die nächste Runde, es stehen am Nachmittag mit den Verbraucherpreisen aus Deutschland für Juli und dem Wirtschaftswachstum der USA für das zweite Quartal auch wichtige und potenziell marktbewegende Konjunkturdaten auf der Agenda. Mit Blick auf die Inflationsdaten aus Deutschland wäre eine erneute Abschwächung der Teuerung ein positives Signal für die Börsen und dies würde auch etwas Druck von der Europäischen Zentralbank (EZB) nehmen, sagte Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
Im Dax stehen die Aktien des Gesundheitskonzerns Fresenius SE und dessen Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care (FMC) stark unter Druck. Wegen Problemen bei FMC senkte Fresenius die Prognose. FMC leidet unter einem verschärften Mitarbeitermangel in den USA, der zu Kapazitätsengpässen bei Gesundheitsdienstleistungen führen dürfte, hieß es. Fresenius rutschten um fast neun Prozent ab. FMC fielen auf ein Tief seit 2010, zuletzt verbuchten sie ein Minus von mehr als zwölf Prozent. Ein Ende des mehrjährigen Abwärtstrends für beide Titel ist vorerst nicht in Sicht.
Das zweite Quartal des Flugzeugbauers Airbus bezeichnete ein Händler als allenfalls durchwachsen. Die Profitabilität habe enttäuscht, Lieferkettenprobleme stellten den Konzern vor Herausforderungen. Die Papiere verloren mehr als 5,5%.
Volkswagen legte im ersten Halbjahr trotz der Lieferprobleme bei Mikrochips und Corona-Einschränkungen in China einen Gewinnsprung hin. Den Gesamtausblick für das Jahr behielt der Autobauer bei. Die im Dax notierten Vorzüge gewannen als zweitbester Index-Wert 2,7%. Deutsche Bank sicherten sich mit plus 4,8% den ersten Platz.
Mit Quartalszahlen im Fokus stehen zudem zahlreiche Unternehmen aus dem MDax und SDax, darunter Wacker Chemie und der auf die Halbleiterindustrie ausgerichtete Anlagenbauer Aixtron. Aixtron bleibt nach dem zweiten Quartal optimistisch, die Anteile verteuerten sich um dreieinhalb Prozent. Wacker Chemie gewannen über acht Prozent, der Konzern profitierte von einer starken Nachfrage und Preiserhöhungen und erhöhte die Prognose.
Erneut erhöhte Jahresziele von SAF-Holland trieben die Aktien des Nutzfahrzeugzulieferers um gut 15% in die Höhe. Einem Börsianer zufolge haben die Markterwartungen noch deutlich Spielraum nach oben.