Dax überwindet Marke von 12.500 Punkten
Trotz negativer Vorgaben aus Asien und den USA sowie zunehmender US-Inflationsbefürchtungen hat sich der deutsche Aktienmarkt zum Wochenstart in guter Verfassung präsentiert. Der Dax überwand die Marke von 12.500 Punkten und notierte zuletzt 0,6% höher bei 12.516 Zählern, nachdem er in der Vorwoche um rund 1,3% zugelegt hatte. Der MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen gewann gegen Montagmittag 1,0% auf 22.556 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,6% nach oben.
Der Dax kommt aus einer turbulenten Vorwoche: Nachdem er zwischenzeitlich die runde Marke von 12.000 Punkten nur mit Mühe verteidigen konnte, war er am Freitagnachmittag mit 12.676 Punkten auf den höchsten Stand seit Ende September geklettert. Halten konnte er dieses Niveau angesichts der schwachen US-Börsen allerdings nicht. Denn von der Universität Michigan veröffentlichte Inflationsprognosen hätten die Sorgen wieder befeuert, dass die US-Notenbank ihren restriktiven Kurs im Kampf gegen die Teuerungsraten fortsetzen muss, hieß es bei der Credit Suisse.
EZB-Geldpolitik im Fokus
Die gute Laune am Aktienmarkt verwundert durchaus, zumal die Zins- und Rezessionsängste in Euroland ja nicht fortgewischt sind. Bundesbankpräsident Joachim Nagel jedenfalls hat am Rande der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) die Europäische Zentralbank (EZB) aufgefordert, ihre Zinserhöhungen fortzusetzen und ihre Bilanz zu schrumpfen, um sicherzustellen, dass die Inflationserwartungen nicht aus dem Ruder laufen und eine noch aggressivere Straffung nötig machen. Angesichts der Spannungen an den Energiemärkten gebe es für die Inflationsaussichten nämlich „erhebliche Aufwärtsrisiken“. Die Preise in Deutschland dürften im nächsten Jahr wahrscheinlich mit einer Jahresrate von über 7% steigen, fügte er hinzu. Martins Kazaks, ebenfalls Ratsmitglied der EZB, befürwortet eine Anhebung um weitere 75 Basispunkte in diesem Monat und eine weitere Anhebung um 50 oder 75 Basispunkte auf der letzten Sitzung des Jahres 2022 im Dezember, abhängig von den Daten und den Preisaussichten.
Britische Bonds gefragt
In Erwartung einer Kehrtwende in der Haushaltspolitik griffen Investoren wieder bei britischen Staatsanleihen zu. Dies drückte die Renditen zehnjähriger britischer Bonds auf 4,06%, während diejenigen der zweijährigen auf 3,75% fielen. Parallel dazu ging die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf 2,27% zurück, nachdem sie in der vergangenen Woche mit 2,423% den höchsten Stand seit August 2011 erreicht hatte. Gleichzeitig setzte der Ölpreis zu einer Erholung an, nachdem er vergangene Woche wegen Nachfragesorgen um mehr als 6% abgestürzt war. Die Nordsee-Sorte Brent stieg um 90 US-Cent auf 92,55 Dollar je Barrel (159 Liter) und die US-Sorte WTI legte um 84 Cents auf 86,45 Dollar je Barrel zu.
China verschieb Konjunkturdaten
Aber die weltwirtschaftliche Lage ist nicht rosig. Wohl wegen eher negativer Wirtschaftsdaten, welche den Ablauf des großen Parteikongresses stören könnten, hat Chinas Regierung die Veröffentlichung wichtiger Wirtschaftsdaten überraschend verschoben. Nachdem der Zoll bereits seit Freitag die jüngste Außenhandelsentwicklung zurückgehalten hatte, sagte das Statistikamt am Montag auch die für Dienstag geplante Bekanntgabe des Wirtschaftswachstums im dritten Quartal ab. Gründe wurden offiziell nicht genannt.
Eine Mitarbeiterin des Statistikamtes konnte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur keinen neuen Termin nennen. Die zweitgrößte Volkswirtschaft produziert gegenwärtig eher schlechte Nachrichten, die auch die laufenden Beratungen auf dem Parteitag überschatten.
Experten rechnen lediglich mit einem Wachstum von 3,5% im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im zweiten Quartal wuchs die Wirtschaft nur knapp mit 0,4%. Es wird davon ausgegangen, dass die Regierung ihr ursprüngliches Wachstumsziel von 5,5% für dieses Jahr weit verfehlen wird.
Drägerwerk enttäuscht
Mit einem Kursplus von 0,7% stemmten sich die Aktien der Lufthansa gegen negative Nachrichten der Tochter Eurowings. Bei der Billigfluglinie gingen die Piloten am Montagmorgen in einen dreitägigen Tarifstreik.
Für die Aktien von Drägerwerk ging es hingegen nach einem eingetrübten Ausblick des Medizin- und Sicherheitstechnik-Unternehmens um 6,3% abwärts. Im Späthandel am Freitag waren die Papiere bereits bis auf 37,80 Euro abgesackt, den tiefsten Stand seit dem Jahr 2010. Drägerwerk kann nach einem schwachen Quartal wegen anhaltender Lieferkettenprobleme und hoher Materialbeschaffungskosten die Jahresziele nicht mehr halten.
Beim Finanzdienstleister Hypoport führt die im Zuge gestiegener Zinsen und Wirtschaftsrisiken gesunkene Immobiliennachfrage zu Geschäftseinbußen. Das Transaktionsvolumen auf Hypoports Kreditplattform Europace fiel im dritten Quartal deutlich. Erst im September hatte das Unternehmen die Jahresziele kassiert. Die Anteilsscheine verbilligten sich um 3,2%.
Morphosys haussieren
Ein optimistischer Kommentar von JPMorgan trieb die Erholung der Papiere von Morphosys mit plus 10,9% auf das höchste Niveau seit Mitte August weiter an. Analyst James Gordon setzt auf Kursgewinne im Vorfeld der Präsentation von Gantenerumab-Studiendaten. Der Schweizer Partner Roche des deutschen Antikörperspezialisten präsentiert Ende November auf einem Alzheimer-Fachkongress Ergebnisse aus der klinischen Phase III Studie.
Ermutigende Testergebnisse eines Corona-Impfstoffs ermuntern Anleger zum Einstieg bei Bavarian Nordic. Die Aktien der Pharmafirma steigen in Kopenhagen um fast 10%. Der Wirkstoff zeigt den Angaben zufolge als Auffrischungsimpfung eine anhaltende Antikörper-Antwort.